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Adressbuch für die Ewigkeit

Technik|Digitales

Adressbuch für die Ewigkeit
Anschriften im Internet werden knapp. Für eine künftige rundum vernetzte Welt reicht das bisherige Adressensystem nicht aus. Doch eine Lösung für dieses Problem steht bereit.

Die Zukunft wird vernetzt sein. Experten erwarten, dass bald nicht nur wir selbst über den PC, sondern auch viele Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Haushaltsgeräte oder Autos ständig miteinander per Internet verbunden sein werden und Daten untereinander austauschen. So sollen etwa Kühlschränke selbstständig Lebensmittel bestellen oder Kochrezepte aus dem Web herunterladen, und Autos könnten sich gegenseitig vor Gefahren auf der Straße warnen.

Die Kommunikation all dieser Geräte ermöglicht das Internet-Protokoll (IP) – eine Art gemeinsame Sprache zur Verständigung über das weltweite Datennetz. Außerdem benötigt in einer voll vernetzten Welt jedes Gerät eine feste Adresse, unter der es erreichbar ist – wie auch heute schon jeder ans Internet angeschlossene Rechner eine so genannte IP-Adresse hat.

Doch genau da liegt das große Hemmnis für die Realisierung einer rundum vernetzten Alltagswelt. Denn die Adressen werden knapp. Das gegenwärtig genutzte Protokoll, Internet Protocol Version 4 (IPv4), kann nur 4,2 Milliarden Adressen verwalten. Das ist nicht einmal eine IP-Adresse für jeden Erdenbürger. Vor über 20 Jahren, als das Protokoll entwickelt wurde, war das kein Problem, denn es war dafür ausgelegt, kleinere Forschungsnetze miteinander zu verbinden. Entsprechend großzügig ging man mit den IP-Adressen um. Heute jedoch sind knapp Dreiviertel aller verfügbaren IPv4- Adressen in den Händen von Unternehmen, Organisationen und Regierungsstellen der USA.

Die Knappheit zwingt zu Kunstgriffen: Wer sich etwa mit dem heimischen Rechner ins Internet einwählt, bekommt nur eine temporäre IP-Adresse zugewiesen, die nach Abschluss der Internet-Sitzung an einen anderen Nutzer neu vergeben wird. Endgültig lösen soll die Probleme eine neue Version des Internet-Protokolls, IPv6, an der IT-Fachleute seit 1994 arbeiten.

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Die wichtigste Neuerung darin ist ein Anschriftensystem, das eine fast unendliche Zahl von Adressen ermöglicht. Insgesamt stehen 3,4 mal 1038 IP-Adressen zur Verfügung. Würde man sie alle an die Menschheit verteilen, wären das für jeden Erdbewohner etwa 6,5 mal 1028 Internet-Anschriften – rund zehn Millionen Mal so viele, wie es Sterne im beobachtbaren Universum gibt. Wichtig ist das besonders für Europa und Asien, wo sich die Adressenknappheit zuerst bemerkbar machen wird. Deshalb hat die EU die Entwickler des neuen Internet-Protokolls seit 2001 mit 55 Millionen Euro Fördergeldern bedacht.

Auch die Mobilfunk-Industrie hat großes Interesse an IPv6. Denn es ist für einen drahtlosen Internet-Zugang unerlässlich. „ Einige mobile Anwendungen sind erst möglich, wenn IPv6 da ist”, sagt die schweizerische IT-Beraterin Silvia Hagen. So wird man zwischen verschiedenen Mobilfunkstandards wie UMTS und GSM wechseln können, ohne dass die Verbindung ins Netz neu aufgebaut werden muss. Das neue Protokoll kann noch mehr: Zusatzinfos zu den übermittelten Datenpaketen sind kürzer als bei IPv4 und damit schneller lesbar. Das beschleunigt die Auslieferung der Daten. Der Bestandteil IPSec verschlüsselt alle Datenbündel und beglaubigt deren Echtheit, was die Kommunikation via Internet sicher macht.

Doch die Umstellung auf das neue Protokoll ist langwierig. Vier Jahre dauerte allein die Entwicklung der Basisprotokolle. Seither wurde an Details gearbeitet. „Jetzt scheint die Zeit reif für seine Einführung”, sagt Silvia Hagen. ■

Werner Pluta

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