Fast hätte der Panama-Kanal Nicaragua durchstoßen. Viele amerikanische Politiker liebäugelten mit dieser Route. Doch als Anfang des letzten Jahrhunderts die Abstimmung bevorstand, brachen zwei Vulkane aus und töteten Tausende Menschen: der La Soufrière auf St. Vincent und der Pelée auf Martinique. Die Befürworter der Panama- Variante nutzten die grassierende Angst und schickten jedem US-Senator eine nicaraguanische Briefmarke, auf der ein qualmender Vulkan zu sehen war – sie erzielten eine Mehrheit von acht Stimmen.
Von solchen Geschichten lebt das Buch der beiden Geologen Jelle Zeilinga de Boer und Donald Theodore Sanders. Anhand von neun Vulkan-Katastrophen erzählen sie, wie Menschen mit der Naturgewalt umgegangen sind und wie sich die Katastrophe auf ihr Leben ausgewirkt hat. Dabei verbinden sie Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Herausgekommen ist ein detailreiches, spannendes Potpourri.
Der Untergang von Pompeji und Herkulaneum 79 n. Chr. hat die Menschen nachhaltig beeinflusst. Schriftsteller wie Goethe oder Mark Twain schrieben noch über 1500 Jahre später über den Vesuv, Maler wie Degas oder Turner malten den Vorzeige-Vulkan. Und die Pracht der ausgegrabenen Villen hat – im Neoklassizismus – Architekten und Künstler inspiriert.
Die Autoren schlagen den Bogen vom bronzezeitlichen Ausbruch des Thera über den Krakatau bis zum Mount St. Helens 1980. Ein Einführungskapitel über Vulkanismus und ein Glossar runden das Buch ab. Klaus Jacob
Jelle Zeilinga de Boer, Donald Theodore Sanders DAS JAHR OHNE SOMMER Magnus Verlag Essen 2004 271 S., € 12,95 ISBN 3-88400-412-3