Wer es einfach nicht schafft, um McDonald’s und Co einen Bogen zu machen, gilt rasch als Fast-Food-Junkie. Wohl nicht ganz zu Unrecht, wie zwei aktuelle Studien zeigen: Fett- und zuckerreiches Essen scheint im Gehirn genauso zu wirken wie „ echte“ Drogen. Die erste Studie stammt von Paul Kenny, aktuell am Scripps Research Institute in Florida. Er ließ Ratten so viel Käsekuchen, Wurst und Schokolade futtern, wie sie wollten. Die Tiere verschlangen immer mehr davon. Gleichzeitig stumpfte ihr Belohnungszentrum im Gehirn rapide ab, die Ratten brauchten also immer intensivere Stimulationen, um das gleiche Wohlbefinden zu erreichen. Genau das, so Kenny, ist typisch für Suchterkrankungen: Man verliert die Kontrolle, die Situation eskaliert. Kennys Kollege Pietro Cottone, ebenfalls vom Scripps Institute, zeigte in einer anderen Studie, dass sich beim Wechsel von einer Diät zu einer Fress-Attacke im Gehirn genau das Gleiche abspielt wie beim Rückfall eines trockenen Alkoholikers.
Trotzdem macht man es sich zu leicht, wenn man jeden vertilgten Hamburger mit seiner Fast-Food-Sucht entschuldigt. Dafür ist das Ernährungsverhalten zu komplex, betont Hans Hauner von der Deutschen Adipositas-Gesellschaft: „Vieles ähnelt sich bei Übergewichtigen und Drogensüchtigen zwar tatsächlich. Es ist aber ungemein schwer zu definieren, wo eine Sucht beginnt. Schließlich müssen wir jeden Tag essen.“ Er will daher nicht von einer klassischen Suchterkrankung sprechen. Es sei jedoch denkbar, dass Übergewichtigen mit Medikamenten geholfen werden kann, die auf das Belohnungszentrum einwirken. Bisher sind allerdings die meisten Vorstöße in diese Richtung gescheitert – entweder, weil die Nebenwirkungen zu stark oder weil die Erfolge zu gering waren.