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Das Anti-Kuru-Gen

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Das Anti-Kuru-Gen

Kannibalismus macht krank – wenn man nicht ein neu entdecktes Schutz-Gen in seinem Erbgut trägt. Das gilt zumindest in Papua-Neuguinea, wo es im Stamm der Fore lange Zeit üblich war, das Gehirn verstorbener Familienangehöriger zu verspeisen. Dort entwickelte sich vor etwa 200 Jahren die Krankheit Kuru. Die tödliche, mit BSE und Creutzfeldt-Jakob verwandte Prionen-Erkrankung verschwand erst mit dem Verbot des Rituals gegen Ende der 1950er-Jahre.

Für Wissenschaftler bieten die extre-men Begleitumstände von Kuru die große Chance, mehr über Prionen-Erkrankungen allgemein herauszufinden. So ließ beispielsweise die Entdeckung, wie Kuru übertragen wird, den später bestätigten Verdacht aufkommen, BSE könnte aus der Schafkrankheit Scrapie entstanden sein, nachdem Rinder das Hirn infizierter Schafe verzehrt hatten.

Simon Mead vom University College London und seine Kollegen haben der Krankheit jetzt eine weitere Entdeckung zu verdanken: Beim Vergleich des Erbguts von Fore-Angehörigen, die die kannibalistischen Rituale überlebten, mit dem von Kuru-Opfern stießen die Forscher auf eine ungewöhnliche Gen-Variante. Zuerst nahmen die Wissenschaftler an, die Abweichung habe mit dem Entstehen der Krankheit zu tun. Doch das Gegenteil war der Fall: Wer zumindest von einem Elternteil diese Gen-Variante geerbt hatte, schien immun gegen Kuru zu sein. In der Folge breitete sich das Anti-Kuru-Gen schnell unter den Fore aus. Das ist laut den Forschern eines der beeindruckendsten Beispiele für Evolution, die je beobachtet wurden.

Für die Medizin interessant ist das Potenzial der Entdeckung: Sollte sich bestätigen, dass die Gen-Variante auch vor BSE und Creutzfeldt-Jakob schützt, könnte sie endlich den lange gesuchten Ansatzpunkt für eine Impfung gegen Prionen-Erkrankungen liefern.

Die neue Gen-Variante ist übrigens nicht der erste genetische Prionen-Schutz, den Meade und seine Kollegen gefunden haben. Bereits im Jahr 2003 waren sie auf eine ähnliche Abweichung gestoßen – nur zwei Bausteine im Erbgut von der jetzigen entfernt.

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