Für das Gehirn lautet die oberste Direktive: Sauerstoffmangel um jeden Preis vermeiden. Dabei hilft ein eingebauter Erstickungsalarm, hat jetzt ein US-Forscherteam um Adam Ziemann von der University of Iowa gezeigt. Das Prinzip: Atmet man zuviel Kohlendioxid ein, sinkt der pH-Wert im Gehirn. Das wird – mithilfe säureempfindlicher Sensormoleküle – von der Amygdala registriert, einem wichtigen Angstzentrum im Gehirn. Sie löst dann eine körperliche Reaktion aus, die hilft, die drohende Erstickung zu verhindern.
Zwar stammen die Erkenntnisse aus Versuchen mit Mäusen, sie erklären aber auch verschiedene Beobachtungen im Zusammenhang mit Angstreaktionen beim Menschen. So weiß man etwa, dass das Inhalieren von Kohlendioxid Panikattacken auslösen kann – und dass diese Reaktion bei Menschen mit Angststörungen sehr viel stärker ausgeprägt ist als bei Gesunden. Der Erstickungssensor könnte bei diesen Patienten also überempfindlich sein, spekulieren die Forscher: Er löst auch dann Alarm aus, wenn gar keine Erstickungsgefahr besteht und der pH-Wert im Gehirn aus ganz anderen Gründen schwankt.
Sollte sich das bestätigen, hätten Mediziner eine wirksame Waffe gegen Angststörungen in Händen: Sie bräuchten bloß zu verhindern, dass das Angstzentrum sauer wird. Im Mäuse-Versuch hat das bereits funktioniert – hier war nur etwas Hydrogencarbonat zum Abpuffern des pH-Werts vonnöten, um den Tieren ihre Furcht zu nehmen.