Nicht nur wir Menschen, sondern alle Säugetiere produzieren Ohrenschmalz. Kleine Drüsen im äußeren Gehörgang, die Ohrenschmalzdrüsen, stellen es her. Wissenschaftlich korrekt heißt Ohrenschmalz Cerumen. Man vermutet, dass das Cerumen den Gehörgang vor Wasser, Parasiten und Krankheitserregern schützt und gleichzeitig abgestorbene Hautzellen und Schmutz aus dem Gehörgang hinausbefördert.
Es gibt zwei Typen Ohrenschmalz: den trockenen und den feuchten Typ. Gene legen fest, welchen Typ man hat. Trockenes Ohrenschmalz ist in Asien weitverbreitet, während wir Europäer zu 97 Prozent den feuchten Typ haben. Der trockene Typ enthält etwa 20 Prozent, der feuchte 50 Prozent fettartige Substanzen – hauptsächlich Cholesterin und Cholesterinester, Fettsäuren und sogenannte Ceramide.
Die Zusammensetzung des Ohrenschmalzes wird über das Gen ABCC11 gesteuert. Eine Variante des ABCC11-Gens produziert ein Protein, das von der Zelle als falsch gefaltet angesehen und zerstört wird. Das Resultat ist trockenes Ohrenschmalz. ABC-Proteine transportieren eine ganze Reihe von Molekülen in und aus den Zellen. Sie sind in etliche zellphysiologische Prozesse eingebunden. Überraschenderweise ist dabei die Variante für feuchtes Ohrenschmalz mit dafür verantwortlich, dass Chemotherapeutika bei bestimmten Arten von Brustkrebs nicht anschlagen, weil sie von dem ABCC11-Protein aus der Zelle heraustransportiert werden, bevor sie ihre Wirkung entfalten können.