Viele Deutsche unterstützen Aussagen mit ausländerfeindlichem Inhalt. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Leipzig um Elmar Brähler. Die Psychologen und Soziologen hatten für ihre Untersuchung rund 2500 Teilnehmer aller Altersklassen repräsentativ ausgewählt und ihnen Sätze vorgelesen, zu denen sie ihre Meinung äußern sollten. Starke Zustimmung erhielt die Aussage: „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet.” 38 Prozent der Befragten konnten sich damit identifizieren. Eine mit knapp 25 Prozent ebenfalls hohe Akzeptanz fand der Satz: „Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert.” Im Schnitt bejahte mehr als ein Viertel der Teilnehmer ausländerfeindliche und rechtsextreme Parolen.
Zwischen den Meinungen von Ost- und Westdeutschen herrschen teilweise große Unterschiede. 16 Prozent der Westdeutschen unterstrichen die Aussage: „Ohne Judenvernichtung würde man Hitler heute als großen Staatsmann ansehen.” Unter den Ostdeutschen waren es „nur” 6 Prozent. Auch antisemitische Ansichten sind im Westen mehr verbreitet. Den Satz „Auch heute noch ist der Einfluss der Juden zu groß” bestätigten 21 Prozent der Westdeutschen und 12 Prozent der Ostdeutschen.
Bei den Befragten ohne Abitur waren ausländerfeindliche Ansichten mit 27 Prozent mehr verbreitet als bei denen mit Hochschulreife (14 Prozent). Dennoch sieht Studienleiter Brähler eine deutliche Zunahme bei der rechten Gesinnung unter den Gebildeteren. „Die wirtschaftliche Krise und der strukturelle Umbau des Sozialstaates sind nun auch in den bildungsnahen Schichten der Bevölkerung zu spüren”, sagt er. Grund dafür sei, dass inzwischen auch der Mittelstand von einer sozialen Deklassierung bedroht ist, wie man sie bisher nur von Angehörigen so genannter bildungsfernen Schichten kannte. Der an der Studie beteiligte Psychologe Oliver Decker meint dazu: „ Rechtsextremismus und Antisemitismus scheinen stabile Einstellungsmuster zu sein, die bei sozialen Krisen aus der Latenz treten.” Für Elmar Brähler bedeutet dies weiteren Forschungsbedarf, denn bisher hatte man angenommen, dass Bildung ein deutlicher Schutzfaktor gegen rechtsextreme Einstellungen sei.