Die Kunde, dass die Menschheit unverzüglich die unübersehbaren Umwelt- und Ressourcenkrisen bewältigen und die sozialen Fehlentwicklungen stoppen muss, ist in den vergangenen 20 Jahren zuhauf verbreitet worden. Nur eben nicht in der amerikanischen Gesellschaft, in Diamonds Heimat. Der angesehene Geograf und Biologe der University of California in Los Angeles ist mittlerweile zu einer ökologischen Leitfigur neuen Zuschnitts geworden. Diesen Durchbruch hat er eben auch seiner amerikanischen Herkunft zu verdanken. Denn man liest dieses Buch über den selbstverschuldeten Untergang der Mayas, der Wikinger auf Normannisch-Grönland oder über das triste Ende der Osterinselkultur und die dräuenden soziokulturellen Bruchlandungen neueren Datums unweigerlich als Manifest gegen die US-Regierung. Den Europäer, dem die eingeforderte ökologische und ökonomische Sensibilität und die Forderung nach vernunftgeleiteter Machtausübung nicht fremd sind, überrascht vor allem die empirische Fülle. Diamonds Forschungen über die vielschichtigen Hintergründe kollabierender Menschengesellschaften und sein vorsichtiger Optimismus sind eine Fundgrube für Bausteine eines großen politischen Gebäudes, an dessen Fundament freilich – vorzugsweise außerhalb des politischen Amerikas – schon seit den „Grenzen des Wachstums“ gebaut wird. Joachim Müller-Jung, Frankfurter Allgemeine Zeitung