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Ab dem kommenden Jahr ist erstmals

Allgemein

Ab dem kommenden Jahr ist erstmals

Ab dem kommenden Jahr ist erstmals eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs möglich. Prof. Gerd Gross von der Universitätsklinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie in Rostock leitet die Arbeitsgruppe, die Leitlinien für diese neue Krebsprävention erstellt.

bild der wissenschaft: Herr Prof. Gross, wie funktioniert die neue Impfung?

Gross: 70 Prozent aller Gebärmutterhalskrebs-Erkrankungen werden durch zwei Viren hervorgerufen: die Humanen Papillomviren HPV 16 und HPV 18. Gegen diese beiden Viren werden nach der Impfung neutralisierende Antikörper gebildet.

bdw: Schützen diese Antikörper lebenslang vor einer Ansteckung mit HPV – und damit auch vor Gebärmutterhalskrebs?

Gross: Die Impfung wurde bei mehr als 25 000 Frauen aus 33 Ländern getestet. Keine Frau steckte sich danach mit HPV an, und es wurden keine Anzeichen eines entstehenden Krebses beobachtet. In der Regel vergehen allerdings etwa 15 Jahre, bis sich nach einer Virusinfektion Krebs entwickelt. So lange liefen die klinischen Studien nicht. Ob tatsächlich ein lebenslanger Schutz besteht, ist also noch nicht ganz klar. Zumindest ist das Risiko für HPV16- und HPV18-bedingten Gebärmutterhalskrebs stark verringert.

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bdw: Wer kann sich impfen lassen?

Gross: Die Impfung ist vor allem für Jungen und Mädchen im Alter von 9 bis 15 Jahren vorgesehen.

bdw: Warum nur für junge Menschen?

Gross: Die Wirksamkeit der Impfung ist besonders groß, wenn das Immunsystem noch nicht mit HP-Viren in Kontakt gekommen ist. Da HPV beim Geschlechtsverkehr übertragen wird, ist es am besten, die Impfung erfolgt vor dem ersten Sex.

bdw: Und weshalb sollen auch Jungen geimpft werden?

Gross: Ob es sinnvoll ist, Männer zu impfen, ist umstritten. Sie sind aber die Überträger der Viren. Daher könnte es sich positiv auswirken, wenn sie vor den beiden krebserregenden HP-Viren geschützt sind.

bdw: Was ist, wenn bereits eine HPV-Infektion besteht?

Gross: Dann werden zwar Antikörper gegen HPV gebildet, aber sie bekämpfen die Viren nicht effektiv.

bdw: Wie läuft die Impfung genau ab?

Gross: Es ist eine Mehrfachimpfung. Der Frauenarzt, der Haut- oder der Kinderarzt wird eine Spritze in den Oberarm setzen und jeweils im Abstand von zwei und dann von vier Monaten eine weitere geben.

bdw: Können Nebenwirkungen auftreten?

Gross: Es sind keine wesentlichen Nebenwirkungen bekannt geworden. Wie bei jeder Impfung kann das Gewebe am Einstich ein paar Tage leicht anschwellen, jucken oder leicht schmerzen. Prinzipiell ist auch eine Allergie möglich. Aber darüber ist bisher nicht berichtet worden.

bdw: Es wird zwei Präparate auf dem Markt geben. Worin unterscheiden sie sich?

Gross: Der Impfstoff „Gardasil“, den in Europa Sanofi Pasteur MSD vertreiben wird, schützt vor vier HP-Viren: den krebserregenden HPV 16 und 18 sowie vor HPV 6 und 11, die in erster Linie Warzen an den Geschlechtsorganen erzeugen. Das zweite Präparat „Zervarix“ von Glaxo Smith Kline ist ein Impfstoff nur gegen HPV 16 und 18, ist also als reiner Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs gedacht.

bdw: Wird sich durch die Spritze Gebärmutterhalskrebs wirklich zurückdrängen lassen?

Gross: Grundsätzlich stehen die Chancen dafür gut. Aber leider wissen viele Menschen sehr wenig über HPV. Wenn ich Eltern erkläre: Gebärmutterhalskrebs ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, dann ist das Staunen stets groß. Wir brauchen dringend mehr Aufklärung. Außerdem setze ich mich für eine Qualitätskontrolle ein: Nach der Impfung sollte regelmäßig ein HPV-Test gemacht und auch kontrolliert werden, ob tatsächlich kein Krebs entsteht.

bdw: Werden denn die gesetzlichen Krankenkassen diese Nachsorge oder zumindest die Kosten für die Impfung übernehmen?

Gross: Das ist unklar. Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sie auf alle Fälle impfen lassen. Jeder Zweite trägt HP-Viren in sich, daher kann die HPV- Infektion jeden treffen. Im Gegensatz zu HIV ist HPV nicht auf Risikogruppen beschränkt. Viele sexuell übertragbare Krankheiten werden unterschätzt, weil die Diskussion von Aids dominiert wird. Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel bei sexuell übertragbaren Krankheiten – mit dem Ziel, dass sich mehr Jugendliche und Erwachsene durch Kondome schützen.

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