Der Fortschritt mag eine Schnecke sein, aber auch die kommt in 40 Jahren ganz schön weit – und welche Richtung sie einschlägt, ist bei ihrem Start schwer vorauszusagen. Ulrich Eberl wagt einen Blick in das ferne Jahr 2050, mehr noch, er entwirft ein Panorama der Welt, der Lebensumstände und der Technik, in dem sich zumindest die Jüngeren unter uns einmal zurechtfinden müssen. Wenn nichts dazwischen kommt.
Das Risiko, eine völlig falsche Zukunft vorauszusagen, mindert Eberl, indem er sich an die Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte hält: Klimawandel, Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung, Hunger. Einen großen Teil des Buchs nehmen Versuche ein, die Menschheitsprobleme mit Mitteln zu bewältigen, die sich in einem sehr frühen Forschungsstadium befinden: neuartige Kraftwerke, intelligente Stromnetze, Nanotechnologie, Kreislaufwirtschaft. Aber auch Umwälzungen in Medizin, Kommunikation, Arbeitswelt und Mobilität zeichnen sich ab.
Manche Ansätze sind bekannt und längst auf dem Weg in die Lebenswelt: Smart Homes, Gentechnik und alternative Energien zum Beispiel. Andere sind dagegen noch wenig diskutiert, exotisch anmutend, riskant oder schlicht unbeherrschbar, etwa der Fusionsreaktor.
Mehr Science als Fiction, im Zweifelsfall eher pragmatisch als visionär: Eberl wägt ab, analysiert Chancen und Risiken und schafft so Szenarien, die ein gewisses Maß an Wahrscheinlichkeit besitzen. Mehr ist seriöserweise bei einem so fernen Zeithorizont nicht zu erwarten. An Zukunftskompetenz mangelt es dem Autor dabei nicht. Er ist Chefredakteur des Siemens-Innovationsmagazins „Pictures of the Future“, sitzt also sozusagen an der Quelle. Hans Schmidt
Ulrich Erberl ZUKUNFT 2050 Beltz & Gelberg, Weinheim 2011 240 S., € 17,95 ISBN 978–3–407–75352–6