Nach wie vor ist Tuberkulose ein weltweites Problem. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr rund 4500 Menschen daran. Die Infektionskrankheit, die durch den Erreger Mycobacterium tuberculosis ausgelöst wird, ist an sich durch Antibiotika vollständig heilbar. Allerdings beobachten Mediziner mit Sorge, dass in den letzten Jahren M. tuberculosis immer häufiger Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt und sich sehr rasch verbreitet.
Eine plausible Erklärung für diese schnelle Ausbreitung gab es bisher nicht. Denn normalerweise sind antibiotikaresistente Bakterien im Darwinschen Sinne weniger „fit“. Das heißt: Ihre Überlebensdauer ist beschränkt, weil die Mutationen, die zu den Resistenzen führen, den Stoffwechsel der Bakterien behindern. Jetzt hat ein internationales Forscherteam eine Erklärung für die Ausbreitung der resistenten Erreger gefunden. Die Wissenschaftler um Stefan Niemann vom Forschungszentrum Borstel und Sebastien Gagneux vom Tropen- und Public Health Institut in Basel haben im Erbgut von M. tuberculosis eine spezielle Mutation entdeckt, die die Fitness des Erregers verbessert – bei Beibehaltung der Resistenz. Die Forscher hoffen, dass die Entdeckung dieser sogenannten Kompensationsmutation dabei helfen könnte, die Ausbreitung der antibiotikaresistenten Tuberkulose-Erreger zu bremsen.