Der Klimawandel und seine Folgen – einmal aus der Sicht eines Sozialpsychologen. Harald Welzer riskiert eine Vorhersage, wie die Gesellschaften der Welt auf die globalen Veränderungen reagieren werden. „Der Blick auf den Sudan ist ein Blick in die Zukunft“, schreibt er. Dauerkriege, Rechtlosigkeit, Hunger und Gewalt – so sieht er das Los vieler armer Länder, vor allem in Afrika. Die Kluft zwischen reichen und armen Nationen wird sich weiter öffnen, der Terrorismus zunehmen, die Freiheitsrechte werden schwinden und die Flüchtlingsströme anwachsen. Erschreckend überzeugend macht Welzer klar, dass die globale Erwärmung nicht bei zwei Grad, dem Ziel der Politiker, aufhören wird. In der veränderten Welt hält er jede Art von Gewalt für möglich – auch im wohlhabenden Europa.
Der Professor für Sozialpsychologie hat sich viele Jahre gründlich mit dem Nationalsozialismus befasst. Inzwischen ist er davon überzeugt, dass Gewalt- exzesse wie die Judenvernichtung unter Hitler und die Massenmorde im ehemaligen Jugoslawien zum Charakter menschlicher Gesellschaften gehören – und deshalb immer wieder geschehen können. Welzer hütet sich zwar vor konkreten Vorhersagen, aber die Vision von der Apokalypse steckt zwischen seinen Zeilen. Seine düsteren Perspektiven untermauert er mit Analysen der Vergangenheit und Gegenwart. Schade nur, dass sein Soziologendeutsch manchmal den Lesefluss zum Strudeln bringt. Vor seiner pessimistischen Weltsicht erschrickt er am Ende offenbar selbst: „Es gibt Bücher, die schreibt man in der Hoffnung, dass man Unrecht hat.“ Klaus Jacob
Harald Welzer KLIMAKRIEGE S. Fischer, Frankfurt/Main 2008 336 S., € 19,90 ISBN 978–3–10–089433–5