Die Antwort auf diese Frage erscheint zunächst recht einfach: Der Mensch und alle Primaten haben heute fünf Finger, weil ihre Vorfahren so viele Finger hatten. Aber warum hatten sie denn fünf Finger beziehungsweise Zehen?
Fast alle Landwirbeltiere haben fünf Zehen. Dieses Merkmal entstand vermutlich vor über 340 Millionen Jahren. Vorher lebten auch Tiere mit mehr als fünf Zehen: Acanthostega hatte acht Zehen am Vorderbein, Turlepeton sechs. Diese Tiere zählt man zu den Bindegliedern in der Evolution von Fischen zu Vierbeinern. Sie hatten bereits vier Gliedmaßen, lebten aber noch im Wasser. Neuere Befunde deuten darauf hin, dass Finger und Zehen aber noch älter sein könnten. Schwedische Forscher entdeckten, dass die vor 385 Millionen Jahren lebenden Vorfahren der Quastenflosser bereits Ansätze von Fingern hatten.
Warum nun setzten sich im Laufe der Evolution fünf Zehen durch? Vielleicht liegt es an der Biomechanik des Laufens. Bei heute lebenden Tieren mit weniger als fünf Zehen (Lurchen, Laufvögeln, Paar- und Unpaarhufern) sind einzelne Finger verkümmert oder mehrere Finger miteinander verwachsen. Solche Reduktion ist ein weitverbreitetes Merkmal der Evolution. Überzählige Zehen haben Wirbeltiere für gewöhnlich nicht. Die Zahl ist genetisch fixiert. Mutationen in verschiedenen Genen können aber dazu führen, dass Menschen und Tiere mehr als fünf Finger oder Zehen haben. Dann werden die überzähligen Finger und Zehen beim Menschen operativ entfernt.