Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten haben ihre Berichterstattung dem knappen Redestil der privaten Sender angeglichen. Lange Schachtelsätze, Fremdwörter und Fachausdrücke sind in Nachrichtensendungen von ARD und ZDF mittlerweile selten. Das wies die Germanistin Ina Schlicker von der Universität Bochum nach. In einer Langzeitstudie hat sie die Satzlänge von Nachrichtentexten untersucht. Durchschnittlich 14 Wörter enthält ein gesprochener Satz im Alltagsleben. Doch noch Mitte der achtziger Jahre brachten die Texter der öffentlichen Anstalten „ Bandwürmer“ von mehr als 60 Wörtern zustande. Unter dem Diktat der Leichtverständlichkeit ist die durchschnittliche Satzlänge in den ARD-Tagesthemen von 20 (1983/84) auf heute nur noch 13 Wörter zusammengeschrumpft. Die Privatsender haben sich aber auch umgekehrt der öffentlich-rechtlichen Konkurrenz angepaßt. „Ein lockerer Plauderton gilt bei den Zuschauern als unglaubwürdig“, stellt Schlicker fest. „Die Texte der Privaten sind deshalb inzwischen nicht mehr so salopp.“
Rüdiger Vaas