Warum manche Tiefsee-Bakterien leuchten, ist für Wissenschaftler alles andere als einleuchtend. Doch jetzt haben polnische Molekularbiologen eine Erklärung für diese energieaufwendige Tätigkeit gefunden: Grzegorz Wegrzyn und seine Kollegen vermuten, daß die Biolumineszenz nötig ist, um DNA-Schäden zu reparieren. Grund für die Annahme ist die Entdekkung, daß Stämme des Bakteriums Vibrio harveyi, denen das Gen zur Lichterzeugung fehlte, nur im Hellen DNA-Schäden beseitigen können. Wegrzyn meint, daß das Leben in den dunklen Tiefen des Ozeans die Mikroben dazu zwingt, selbst Licht zu produzieren. Normalerweise benutzen Bakterien ein Enzym namens Photolyase zur Reparatur von Erbgut-Defekten. Doch die Photolyase benötigt Licht, um zu funktionieren. Während die schädigenden UV-Strahlen bis tief unter die Oberfläche reichen, werden die sichtbaren Anteile des Lichts schnell absorbiert. So bleibt den Tiefsee-Bakterien nichts anderes übrig, als selbst zu leuchten, um ihr Erbgut intakt zu halten.
Rüdiger Vaas