Neutrinos besitzen eine Masse. Wonach Forscher auf der ganzen Welt seit langem suchen, dafür haben Physiker der Universitäten von Tokio, Boston und California-Irvine jetzt gute Hinweise gefunden.
Die Messungen erfolgten mit dem Super-Kamiokande-Detektor in Japan, der 50000 Tonnen reines Wasser enthält. Neutrinos lösen darin ab und zu schwache Lichtblitze aus, die von 13000 Photomultipliern registriert werden, mit denen der Tank ausgekleidet ist.
Die Physiker maßen die Anzahl von Elektron- und Myon-Neutrinos, die durch die Kollision von Teilchen der kosmischen Strahlung mit den Atomen der Erdatmosphäre entstehen. Der Detektor registriert sowohl den Neutrinoschauer über ihm als auch den von der anderen Seite der Erde. Wären Neutrinos masselos, müßte man – richtungsunabhängig – zweimal soviel Myon- wie Elektron-Neutrinos nachweisen. Gefunden wurde jedoch nur die Hälfte der erwarteten Myon-Neutrinos. Der Rest müßte sich in – für den Detektor unsichtbare – Tau-Neutrinos oder bislang unbekannte Neutrinos umgewandelt haben. Die meisten Neutrinos kommen von der gegenüberliegenden Seite der Erde – ihre längere Flugstrecke gibt ihnen mehr Zeit für die Umwandlung. Solche Neutrino-Oszillationen sind nur möglich, wenn die Teilchen eine Masse haben, die sich allerdings mit Super-Kamiokande nicht bestimmen läßt. Die Wissenschaftler errechneten immerhin, daß der Masseunterschied zwischen den Elektron- und Myon-Neutrinos nur etwa ein Zehnmillionstel der Masse des Elektrons beträgt.
Rüdiger Vaas