In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 18000 Menschen an einem Tumor der Harnblase. Oft muss diese dann operativ entfernt werden. Als Ersatz „bauen” die Ärzte aus größeren Abschnitten des Darmes ein neues Harnreservoir. Das Problem: Im Gegensatz zur Blase ist der neue Speicher passiv und muss vom Patienten manuell ausgedrückt werden. Wissenschaftler der Fachhochschule München und der Universität Lübeck haben jetzt mit Hilfe der Miniaturisierungstechnik eine künstliche Harnblase entwickelt, die die Betroffenen weit weniger belastet als die herkömmliche Lösung. Das Harnreservoir besteht aus einem flexiblen Balg aus Polyurethan. Die Steuerung übernimmt eine kleine Kapsel, die unter die Haut implantiert wird und alle aktiven technischen Subsysteme enthält. Außerdem werden eine Energietransfer-Spule, ein Meldesystem für die Blasenfüllung und ein Chip für die kontrollierte Entleerung implantiert. Wenn die Blase voll ist, macht sie sich durch einen Vibrationsalarm bemerkbar. Darauf kann der Träger mit einem Signal ein Ventil öffnen, eine Pumpe starten und so das Reservoir entleeren. Dieses Signal wird mit einem Steuergerät ausgelöst, das bei Bedarf auf den Unterbauch aufgelegt wird. Gleichzeitig dient es als Ladegerät, indem es durch Induktion über die Energietransfer-Spule den Akku des Implantats mit Strom versorgt. Die künstliche Harnblase ist leider nicht billig: Sie soll etwa 20000 Euro kosten.
Hans Groth