Flottes Paar

Zwei Sterne im Sternbild Krebs umkreisen sich mit über 1000 Kilometer pro Sekunde einmal alle 321,5 Sekunden. Damit haben sie die kleinste bekannte Umlaufperiode überhaupt. Die des früheren Rekordhalters RX J1914+24 beträgt 569 Sekunden. Entdeckt wurden die Himmelskörper von dem deutschen Röntgensatelliten Rosat schon vor ein paar Jahren. Er maß bei dem Objekt mit der Katalognummer RX J0806.3+1527 eine periodische Zu- und Abnahme der Röntgenstrahlung alle 321,5 Sekunden. Nun haben Gavin Ramsay und Mark Cropper vom Mullard Space Science Laboratory, University College London, und Pasi Hakala vom Tuorla-Observatorium der finnischen Universität Turku die Röntgenquelle mit einem 2,5-Meter-Teleskop auf La Palma genauer ins Visier genommen und dabei ein optisches Gegenstück mit derselben Helligkeitsschwankung entdeckt. Ein internationales Astronomenteam um Gianluca Israel vom Observatorium Rom kam zum selben Ergebnis. Es fand auch heraus, dass die Sterne hauptsächlich aus Helium bestehen und der leichtere dem schwereren immer dieselbe Seite zeigt – wie der Mond der Erde. Es kommt sogar zu einem Materietransfer, bei dem Gas auf einen 250000 Grad heißen Fleck des schwereren Sternes stürzt und dabei Röntgenstrahlung freisetzt. Die Astronomen meinen, dass es sich um zwei Weiße Zwerge handelt, die ausgebrannten Reste sonnenähnlicher Sterne. Aus der schnellen Umlaufperiode folgt ein Abstand der beiden Himmelskörper von 80 000 Kilometer. Damit sollte das System die stärkste bekannte langlebige Quelle von Gravitationswellen sein – eine Herausforderung für die neuen Gravitationswellen-Detektoren, die schon in wenigen Monaten die erforderliche Empfindlichkeit erreichen könnten.

Hans Groth