Manchmal findet sich erst durch die Kombination zweier Rätsel die richtige Antwort. Darauf hofft ein Physiker-Team um Maria Magdalena González vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico, seit es das Spektrum eines Gammastrahlen-Ausbruchs (GRB) analysierte. GRBs sind die höchstenergetischen Phänomene im Universum – vermutlich Hypernovae, Explosionen bestimmter Riesensterne. Viele Fragen zu ihnen sind noch offen. Nun zeigte GRB 941017, ein schon 1994 im Sternbild Pfeil vom Compton-Gammastrahlen-Observatorium beobachteter GRB, ein Energiespektrum, das Licht auf ein anderes Mysterium werfen könnte: die ultrahochenergetische Kosmische Strahlung. Dabei handelt es sich um Protonen, die 100 Millionen Mal so viel Energie besitzen wie die Partikel in den größten Teilchenbeschleunigern auf der Erde. Ihre Quelle ist bislang unbekannt. „Kosmische Strahlung vergisst im Gegensatz zu Licht, woher sie kommt, weil sie von galaktischen Magnetfeldern abgelenkt wird“, sagt González. Aus ihrer GRB-Spektralanalyse schließt sie, dass GRBs der Ursprung der ultrahochenergetischen Kosmischen Strahlung sein könnten. Zwar wurden GRBs bislang nur in Milliarden Lichtjahren fernen Galaxien beobachtet, dürften aber auch ab und zu näher ausbrechen. Die von der Erde aus gemessene ultrahochenergetische Kosmische Strahlung muss etwa 100 Millionen Lichtjahre entfernt freigesetzt worden sein, sonst hätte sie unterwegs zu viel Energie verloren. Wenn die NASA 2006 ihr Gamma-ray Large Area Space Telescope startet, werden ferne GRBs so genau vermessen, dass sich vielleicht beide Rätsel lösen lassen.
Hans Groth