Frauen haben generell eine höhere Lebenserwartung als Männer. In Deutschland werden sie fast fünfeinhalb Jahre älter, in Russland sogar mehr als zwölf Jahre, und in Indien sind es immerhin drei Jahre, wie die Tabelle rechts zeigt. Forscher diskutieren zwei mögliche Faktoren, die das Lebensalter beeinflussen: genetisch-biologische und soziale.
Der Wiener Demograph Marc Luy hält die verhaltens- und umweltbedingten Um-stände für ausschlaggebend, die biologischen dagegen für unwesentlich. Durch seine Bayerische Klosterstudie konnte er erstmals 1998 belegen, dass Männer ihre Lebenszeit ein Stück weit selbst in der Hand haben. Luy hatte die Lebensdaten von Frauen und Männern aus der Allgemeinbevölkerung mit einer Gruppe von fast 12 000 Menschen verglichen, die unter fast gleichen Bedingungen lebt: mit Mönchen und Nonnen. Der Tagesablauf hinter Klostermauern verläuft geregelt und vergleichsweise stressfrei, es wird nur wenig geraucht, Autofahrten sind ebenfalls eher selten, und um eine berufliche Karriere müssen sich die Ordensleute auch kaum Gedanken machen. Die Studie zeigt: Wer so lebt und wenigen Risiken ausgesetzt ist, wird älter – wenn er ein Mann ist. Unterschiede zwischen Frauen aus der Gesamtbevölkerung und den Nonnen gab es dagegen keine. Und die Männer hinter Klostermauern starben im Schnitt zwei Jahre früher als die Nonnen.