Herr Müller, sind Tiger schwer zum Sex zu bewegen?
Nein, ganz im Gegenteil. Vor allem der Sibirische oder Amur-Tiger ist sehr fortpflanzungsfreudig.
Was bedeutet das für die Zoos?
Wir müssen inzwischen darauf achten, dass wir nicht zu viele Tiere in die Welt setzen. Sonst werden wir sie kaum noch los. Früher haben die Safariparks viele genommen, aber deren Bedarf ist, genau wie der von Zoos, inzwischen gedeckt. Früher hat man die Jungen schon nach einem halben Jahr von der Mutter getrennt, damit diese schneller wieder empfängnisbereit wurde. Heute lassen wir die Jungen zwei Jahre bei der Mutter, genau wie in der Natur. Eine Tigerin hat dann drei bis vier Würfe in ihrem Leben, so alle drei bis vier Jahre.
Dann gibt es für Hilfsmittel zur künstlichen Befruchtung, wie sie im Tigerpark bei Harbin entwickelt werden, eigentlich keinen Bedarf?
Künstliche Befruchtung ist beim Amur- Tiger völlig überflüssig. Sie könnte unter Umständen für die sehr bedrohten Unterarten wie den Sumatra-Tiger wichtig werden. Von ihnen gibt es nicht mehr so viele, und bei ihnen haben wir eine hohe Sterblichkeit der Jungen.