Sommer, Strand und Sonne – mal die Seele baumeln lassen. Und gegen Sonnenbrand hilft eine Creme mit hohem Lichtschutzfaktor. Doch schützt sie auch vor Hautkrebs? Prof. Peter Wolf von der Hautklinik der Universität Graz ist überzeugt: „Nach der bisherige Studienlage müssen wir davon ausgehen, dass die Verwendung von Sonnencremes das Hautkrebsrisiko nicht sicher senkt.“

Der Lichtschutzfaktor ist lediglich ein Maß dafür, wie gut das Mittel einen Sonnenbrand verhindert. Faktor 15 bedeutet beispielsweise, dass sich die Zeit bis zu ersten Hautrötungen um das 15fache verlängert. Das erreichen die Cremes, Lotionen oder Öle, indem Sie energiereiche UV-B-Strahlen – die für den Sonnenbrand entscheidend sind – aus dem Sonnenlicht entweder absorbieren oder reflektieren. Doch um Hautkrebs zu verhindern, könnte das eventuell nicht ausreichen. Vor allem die langwelligen UV-A-Strahlen schwächen das hauteigene Immunsystem, das normalerweise Jagd auf Krebszellen macht. Ein Schutz vor UV-B-Strahlen und Sonnenbrand ist deshalb nicht gleichzeitig ein Schutz vor einem Melanom, dem gefährlichen schwarzen Hautkrebs. Zwar enthalten moderne Sonnenschutzmittel mittlerweile auch UV-A-Filter, aber einheitliche Normen und wissenschaftliche Studien zu deren Wirksamkeit gibt es bisher nicht.

Überhaupt existieren überraschend wenig Untersuchungen zum Thema Krebsschutzeffekt durch Sonnencremes, und die Ergebnisse sind nicht eindeutig:

• Für die besonders aggressiven Melanome gibt es weder Untersuchungen an Tieren noch an Menschen.

• In Tierversuchen wirken Sonnencremes relativ gut gegen die zwei häufigen „hellen“ Hautkrebsarten Basaliom und Stachelzellkrebs. Aber bei den drei bislang durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen an Menschen, bei denen die Teilnehmer entweder eine Creme mit oder eine ohne Schutzfaktor erhielten, fanden die Forscher keinen eindeutigen Krebsschutz.

Noch düsterer sieht es aus, wenn man sich Erhebungen anschaut, bei denen Hautkrebspatienten zu ihrem Umgang mit Sonne und Sonnenschutzmitteln in der Vergangenheit befragt und mit gesunden Personen verglichen wurden. Peter Wolf: „Von zwölf solcher Studien kommen zehn zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von Sonnenschutzmitteln sogar mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden ist.“ Solche nachträglichen Befragungen sind zwar weniger aussagekräftig als geplante Studien, aber immerhin zeichne sich eine Tendenz deutlich ab, meint der Grazer Dermatologe. Er vermutet, dass die Cremes zu falschem Verhalten verführen: Der Lichtschutzfaktor verhindert den Sonnenbrand, und deshalb hält man es länger in der gefährlichen Strahlung aus. Und: Der Norm-Test für Lichtschutzfaktoren schreibt 2 Milligramm Creme pro Quadratzentimeter Haut vor. Dazu müsste sich ein Erwachsener für ein Ganzkörper-Sonnenbad satte 35 Milliliter auf die Haut schmieren. Eine 100-Milliliter-Flasche wäre so nach dreimal Eincremen leer. Wolf empfiehlt Sonnenschutzmittel, „aber Sie müssen sich bewusst sein, dass die Produkte keine Garantie gegen Hautkrebs bieten. Auf jeden Fall: Meiden Sie die Mittagssonne und suchen Sie oft Schatten auf!“ Dr. Ulrich Fricke

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