Information muss frei sein, lautete das Credo der Internet-Pioniere. Warum nicht also auch Bücher, fragte sich der amerikanische Programmierer Ron Hornbaker und erfand das Bookcrossing. Bücher sollen, so seine Idee, nach der Lektüre nicht im Regal verschwinden, sondern auch anderen zugänglich gemacht werden.
Allerdings werden sie nicht einfach an andere Leser weitergegeben, sondern „in der Wildnis ausgesetzt“. Der Bookcrosser registriert das Buch auf einer Website (Adressen: www.bookcrossing.com oder www.bookcrossers.de) und gibt dort auch bekannt, wann und wo er es deponiert: zum Beispiel einen Band mit Karikaturen von Loriot in einer Kneipe in Lüneburg, einen vegetarischen Restaurantführer in einem Londoner Vorortzug oder einen Krimi in einem Lissaboner Park.
In jedem Buch klebt ein Etikett – das im Internet heruntergeladen werden kann – mit dem Registrierungscode und der Aufforderung an den Finder, den Fund auf der Website zu melden. So kann die Gemeinde den Weg des Buches verfolgen. Allerdings sind nicht alle Reiserouten so gut dokumentiert wie die eines italienischen Gedichtbands, der in zwei Jahren gleich mehrfach den Globus umrundete.
Die Gemeinde der Bookcrosser hat seit ihrer Gründung 2001 zahlreiche Anhänger gefunden: Weltweit sind rund 350 000 Mitglieder registriert, in Deutschland gibt es derzeit immerhin 22 000 Bookcrosser. Selbst in der Eiswüste der Antarktis wurden schon Bücher ausgesetzt – auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sich dort jemand auf die Suche danach macht, gering sein dürfte.