Eine Pille, die man nur direkt vor dem Sex nehmen muß, möchte der Australier Gabor Kovacs entwickeln. Erste Experimente bestätigen seinen Verdacht, daß schon eine einzige „Minipille“ zeugungsfreudige Samenzellen auf dem Weg zur Eizelle aufhalten kann.
Bisher hieß es, die Minipille müßte jeden Tag zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden, denn sie bewirkt unter anderem, daß sich der Schleim im Gebärmutterhals verdickt. Etwa 10 bis 18 Stunden nach der Einnahme ist der Schleim am zähsten. Dafür sind die Samenzellen nicht gerüstet: Sie bleiben stecken. Außerdem gilt die Minipille erst nach einer Anlaufzeit von zwei Wochen als sicher. Kovacs fand das merkwürdig.
Er gab 16 freiwilligen Frauen die Minipille einmalig und untersuchte 12 Stunden später den Schleim im Gebärmutterhals. Ergebnis: Auch nach einmaliger Einnahme ist der Schleim verdickt, und die Samenzellen sind weitgehend bewegungsunfähig. „Das brachte mich auf die Idee, die Minipille als Verhütungsmittel vor dem Sex einzusetzen“, sagt Kovacs. „Profitieren könnten von dieser flexiblen Verhütungsmethode Paare, die sich nur am Wochenende ,sehen‘. Auch für Frauen, die ihren Körper nicht täglich mit Hormonen belasten möchten, wäre es eine Alternative.“
Ab November leitet Kovacs klinische Versuche, in denen die Minipille als „Pille davor“ auf die Probe gestellt wird. Sollten die Tests erfolgreich sein, könnte die Minipille mit neuer Gebrauchsanweisung innerhalb von drei Jahren auf dem Markt sein. Als nächstes möchte Kovacs herausfinden, wie viele Stunden vor dem Sex die Minipille mindestens genommen werden muß.
Hans Groth