Die Telomerase, Hoffnungsträger vieler Mediziner und Altersforscher, ist ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Wissenschaftler vom University College in London haben herausgefunden: Das sogenannte Unsterblichkeits-Enzym kann ein Onkogen aktivieren. Onkogene können die Entstehung von Krebs begünstigen oder sogar selbst auslösen. Die Forscher warnen davor, Telomerase bei der Züchtung von Zellen für therapeutische Zwecke einzusetzen, denn das aktivierte Krebs-Gen ist bekannt: Es ist für eine bestimmte Art von Blutkrebs verantwortlich, an dem in den USA jährlich 70 000 Frauen sterben. In ihrer Studie bezweifeln die Wissenschaftler außerdem, daß das Enzym – quasi als biochemischer Jungbrunnen – dem Altern entgegenwirken kann, indem es die Fähigkeit der Zellen, sich zu teilen, verlängert. Normalerweise verkürzen sich bei jeder Zellteilung die Enden der Chromosomen – was dazu führt, daß die Zelle irgendwann ihr Wachstum einstellt. Telomerase wirkt diesem Effekt bei besonders wachstumsaktiven Zellen entgegen, was Forscher bei der Züchtung von Zellen nutzen wollten, um deren Lebensspanne zu erhöhen. Eine Hoffnung, die jetzt einen Dämpfer erhalten hat.
Hans Groth