Elisabeth Kolbert ist für ihr Buch über den Klimawandel um die ganze Welt gereist. Sie hat Gegenden besucht, wo die Umweltveränderungen bereits zu spüren sind – in Grönland, Alaska, den Niederlanden und England. Und sie hat mit den Menschen gesprochen, die den Klimawandel als Wissenschaftler im Blick haben.
Entstanden ist eine Sammlung eindrucksvoller Reportagen. Unaufgeregt berichtet die US-amerikanische Journalistin vom veränderten Klima, von seiner Erforschung und den Menschen, die hinter den nüchternen Zahlen und Prognosen stehen. In guter journalistischer Tradition verzichtet sie auf jeglichen Kommentar und lässt lieber die Experten sprechen. Dabei hilft sie dem Leser, falsche Töne zu erkennen: zum Beispiel, wenn die für Klimapolitik zuständige US-Staatssekretärin Paula Dobriansky bei einem Interview immer wieder denselben leeren Satz herunterbetet, dass die USA im Klimawandel eine ernste Bedrohung sehe – und damit deutlich macht, dass die amerikanische Umweltpolitik nicht zu rechtfertigen ist.
Elisabeth Kolbert bringt komplizierte Zusammenhänge mit wenigen Sätzen auf den Punkt. Ihre Betroffenheit zeigt sie durch die Auswahl der vorgestellten Wissenschaftler und Themen. So berichtet sie über ein niederländisches Unternehmen, das schwimmende Häuser herstellt – für die befürchteten großen Überflutungen. Nachdenklich macht ein Gespräch mit dem Klimaforscher Robert Socolow: Während Laien bei wissenschaftlichen Themen stets zur Dramatisierung neigten, sei es beim Klimawandel genau umgekehrt. Fast alle Experten würden warnen – und die Laien verharmlosen. Klaus Jacob
Elisabeth Kolbert VOR UNS DIE SINTFLUT Berlin Verlag, Berlin 2006 221 S., € 19,90 ISBN 3-8270-0643-0