Bei der Verhütung stehen noch immer vor allem die Frauen in der Verantwortung. Der Gebrauch von Kondomen ist bei vielen Männern unbeliebt, und nur die wenigsten sind gewillt, sich sterilisieren zu lassen. Doch bei der „männlichen Verhütung“ gibt es jetzt einen neuen Ansatz: Die Substanz N-butyldeoxynojirimycin (NB-DNJ), die als Medikament gegen die seltene Gaucher-Krankheit eingesetzt wird, könnte sich als Verhütungsmittel für Männer eignen. Bei der erblichen Gaucher-Krankheit schwellen aufgrund einer Stoffwechselstörung Milz und Lymphknoten an, und die Haut wird fleckig. Wissenschaftler der britischen University of Oxford um Frances Platt fanden jetzt heraus, dass NB-DNJ den Stoffwechsel in den Hoden so stark beeinflusst, dass missgebildete und bewegungsunfähige Spermien entstehen. Als die Forscher männlichen Mäusen drei Wochen lang NB-DNJ verabreichten, wurden die Tiere unfruchtbar. Nachdem das Mittel abgesetzt worden war, bildeten sich wieder gesunde Spermien, und die Nager konnten sich problemlos fortpflanzen. NB-DNJ ist als – nebenwirkungsarmes – Medikament gegen die Gaucher-Krankheit in Europa bereits zugelassen. Deshalb wären bei dieser „Pille für den Mann“ auch weniger Nebenwirkungen zu befürchten als bei anderen Verhütungsmitteln, die sich im Versuchsstadium befinden. Diese basieren auf einem Cocktail aus Hormonen, die einerseits die Spermienproduktion unterdrücken, gleichzeitig aber den Testosteronspiegel stabil halten sollen.
Hans Groth