Ein wesentlicher Unterschied zwischen adulten und embryonalen Stammzellen ist: Die adulten Stammzellen stammen aus dem Körper des Patienten und werden darum nicht von seinem Immunsystem abgestoßen. Die Förderer von embryonalen Stammzellen tüfteln deshalb intensiv an Strategien gegen die Abstoßung.
• Stammzell-Bank: Teams in England und Schweden arbeiten an Stammzell-Banken. Ziel ist, möglichst viele embryonale Stammzell-Kulturen zu sammeln, um für jeden Patienten eine gewebeverträgliche bereit zu haben. Experten gehen von einigen tausend aus. Sie zusammenzubekommen werde selbst bei internationaler Zusammenarbeit lange dauern, sagt Outi Hovatta.
• Immun-Training: Mediziner züchten aus einer embryonalen Stammzell-Linie zum einen das erforderliche Ersatzgewebe und zum anderen spezielle Blutstammzellen. Spritzt man beide ins Knochenmark des Patienten, gaukeln diese der Immunabwehr vor, dass das Ersatzgewebe körpereigen sei. Bei Ratten klappt das: Der Kieler Fred Fändrich spritzte den Tieren embryonale Stammzellen und später daraus gezüchtetes Herzgewebe. Eine Abstoßungsreaktion blieb aus. Für Menschen müssen Forscher jedoch erst noch geeignete Zellen finden, da embryonale Stammzellen im Tierversuch oft Tumore bilden.
• Gen-Tarnkappe: Forscher könnten embryonale Stammzellen gentechnologisch so verändern, dass die Immunabwehr die Zellen als körpereigen betrachtet oder sie nicht attackieren kann. Welche Gene man dazu verändern müsste, ist nicht klar.
• Therapeutisches Klonen: Um embryonale Stammzellen zu gewinnen, die identisch mit dem Körpergewebe des Patienten sind, müssten Forscher ihn klonen. Bei der „Dolly-Methode” spritzen sie das Erbgut etwa einer Hautzelle des Patienten in eine Eizelle ohne Zellkern. Daraus wächst ein Embryo, aus dessen Innerem Mediziner nach wenigen Tagen embryonale Stammzellen entnehmen. Im Tierversuch gelang 2002 die erste Heilung. Das Team um Rudolf Jaenisch vom Whitehead Institute in Boston, USA, kurierte Mäuse von einem Immundefekt. Die Heilung war zwar nicht vollständig, aber dafür entdeckten die Forscher etwas Überraschendes: Bei Klonversuchen mit Tieren hatten die geklonten Zellen oft starke Defekte – nicht dagegen die geklonten Zellen im Heilversuch. Jaenisch: „Wahrscheinlich haben die Zellen im Körper der Maus den geklonten Stammzellen geholfen, die richtige Programmierung zu finden.”
Marcel Falk