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DEN GÖTTERN GEOPFERT

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DEN GÖTTERN GEOPFERT

Was hat die Himmelsscheibe von Nebra – die weltweit älteste bekannte Darstellung des Sternenhimmels – mit dem gewaltigen Vulkanausbruch auf der Mittelmeerinsel Santorin vor 3600 Jahren zu tun? Sehr viel, sagen der Archäologe François Bertemes von der Universität Halle-Wittenberg und der Sedimentologe Frank Sirocko von der Universität Mainz. Die Eruption habe den Kultgegenstand für die damaligen Menschen nutzlos gemacht. Daher sei die Scheibe fast zeitgleich mit der Katastrophe vergraben worden.

Die Begründung der Wissenschaftler: Durch die riesige Aschewolke des Vulkanausbruchs auf Santorin, das damals noch Thera hieß, trübte sich der Himmel über Mitteleuropa für 20 bis 25 Jahre. Die Abbildungen auf der Himmelsscheibe waren dadurch nicht mehr zu gebrauchen. Und es wurde ein bis zwei Grad Celsius kälter. Im Sommer fielen immer wieder ergiebige Regengüsse, und es kam zu verheerenden Missernten. Diese tiefgreifenden Veränderungen konnten die Menschen der Bronzezeit, die dem Sonnenkult huldigten, nicht begreifen. Ihr Glaube war erschüttert. Bertemes und Sirocko sind überzeugt, dass die Himmelsscheibe von den verzweifelten Menschen an einem damals heiligen Ort – dem Mittelberg bei Nebra – vergraben und den Göttern geopfert wurde. „Möglicherweise wollten die Menschen die Götter dazu bewegen“, spekuliert Bertemes, „die alten Zustände wiederherzustellen.“

Sirocko ist überzeugt: „Der Vulkanausbruch war mit Sicherheit eine Zäsur in der Bronzezeit. Es ist kein Zufall, dass die Nutzung der Ringanlage von Stonehenge auch vor 3600 Jahren endete.“ Die Explosion der Insel Santorin um 1600 v.Chr. gilt als größ- ter Vulkanausbruch in der Menschheitsgeschichte. Er kündigte sich durch heftige Erdbeben an, worauf die Menschen von der Insel flüchteten.

Vulkanologen gehen davon aus, dass bei der Eruption rund 30 Kubikkilometer Magma ausgestoßen wurden – in gewaltigen Aschewolken, aber auch in pyroklastischen Strömen, die aus zu Asche gemahlenem Gestein und Magma bestehen. Sie haben eine gewaltige Zerstörungskraft, wenn sie bis zu 800 Grad Celsius heiß den Berghang hinabschießen. Santorin hat sich durch die Naturkatastrophe völlig verändert: Die Mitte der Insel stürzte ein und versank im Meer.

Redaktion: Hans Groth, nachrichten@bild-der-wissenschaft.de

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