Immer mehr Menschen begeistern sich für Naturmedizin. Das bringt viele Heilpflanzen in Gefahr, wie eine Studie der Weltnaturschutzunion (IUCN) belegt. bild der wissenschaft sprach mit Susanne Honnef, Artenschutzexpertin vom World Wildlife Fund (WWF) Deutschland.
Wie groß ist die Bedrohung für die Pflanzen?
Weltweit werden 40 000 bis 50 000 Heilpflanzen genutzt. Davon sind rund 4000 Arten – zum Beispiel Arnika und Ginseng – gefährdet, da sie oft in der westlichen Schulmedizin und Naturheilkunde angewendet werden. Jährlich gelangen mehr als 400 000 Tonnen Heilpflanzen-Rohware in den internationalen Handel. Die Nachfrage wächst stetig – mit der Folge, dass immer mehr Wildpflanzenarten übermäßig und unkontrolliert abgeerntet werden.
Warum werden besonders wirksame Arten nicht gezüchtet?
Bei rund 85 Prozent aller Heilpflanzen handelt es sich um Wildpflanzen. Aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil die meisten Heilpflanzen nur schwer unter künstlichen Bedingungen angebaut werden können, ohne dass der Wildtyp dadurch verdrängt würde. Zum anderen wird befürchtet, dass die Inhaltsstoffe der Wildpflanze sich von denen der Zuchtpflanze unterscheiden könnten.
Gibt es keine entsprechenden Naturschutzbestimmungen?
Entweder sie existieren nicht, oder sie werden missachtet. In vielen armen Regionen Südosteuropas, Asiens und Afrikas ist das Sammeln und der Handel mit Wildpflanzen für die Menschen die Haupteinnahmequelle und Lebensgrundlage. Daher werden Naturschutzgesetze dort erst gar nicht erlassen. Dabei vergessen viele, dass die Pflanze nur so lange genutzt werden kann, wie ihr Lebensraum geschützt wird.