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Tempel, Reiche, Potentaten

Allgemein

Tempel, Reiche, Potentaten
Von Südafrika bis in den Orient spannt sich der Bilderreigen neuer Archäologie-Bücher. Eine prächtige Leserreise durch die Jahrtausende.

Wer meint, Namibia, das sei Wüste und Diamanten, der irrt. Wer im Lande reist, sollte die strapaziöse Tour zum Brandberg nicht scheuen – ihm wird sich eine pittoreske Welt aus Felszeichnungen auftun, die in ihrer Art einmalig ist. Um einiges billiger kann der Buchreisende die „Kunst und Geschichte einer Urlandschaft“ (Untertitel) erleben, denn der prächtige Band Brandberg–D erBilderberg Namibias. „Der Bilderberg Namibias“ läßt keine Wünsche offen – außer dem, die Originale zu sehen. Die Autoren – Tilman und Marie-Theres Lennssen-Erz, arbeiten seit Jahren an der Erforschung der rund 50000 Felsmalereien und haben jetzt die Ergebnisse in diesem rundum überzeugenden Buch zusammengefaßt. Dabei ist ihnen der Spagat zwischen Wissenschaft und Normalmensch gelungen. Die Texte, die leider manchmal ein bißchen weitschweifig sind, nehmen den Buchreisenden quasi an die Hand und führen ihn verständlich erklärend durch das „Was, wer, wie, warum und wann?“ dieser 4000 bis 6000 Jahre alten Welt an den Wänden. Und es zeigt sich: Das ist mehr als Kunst, das ist das damalige Leben. Die opulent dargebotenen Fotos sind die zweite Säule dieses schön gestalteten Bandes.

Buchreisender, willst Du nach Persien … vergiß den gleichnamigen Prachtband nicht. Eindringlicher ist das „Land der türkisfarbenen Städte“ (Untertitel) in seiner Gesamtheit noch nicht präsentiert worden. Mit atemberaubenden Bildern und vielfach anschaulich erzählenden Texten wird eine Region vorgestellt, die zu den wichtigsten der Menschheitsgeschichte gehört. Die überaus gelungene Verzahnung von der Archäologie der Frühzeit und der Geschichte bis hin zum Islam macht den Reiz dieses schwergewichtigen Buches aus. Die Bibliographie ist ausgezeichnet, weil sie auch dem interessierten Laien weiterhilft.

Gesteigertes Interesse an Archäologie muß der Buchreisende mitbringen, der sich nach Ninive, der „Glanzvollen Hauptstadt Assyriens“ (Untertitel) begibt. Doch er wird – bestens geleitet – die Tour durch die Seiten nicht bereuen. Ninive, die Hauptstadt zweier bedeutender assyrischer Könige und entsprechend glanzvoll ausstaffiert, war – im Gegensatz zu anderen altorientalischen Städten – durch die biblische Überlieferung über die Jahrtausende im geschichtlichen Bewußtsein präsent. Die Wiedergeburt durch Ausgrabungen begann aber erst um 1840. Die Funde und Befunde dieser eher abenteuerlichen denn wissenschaftlichen Arbeiten liefern bis heute Material genug für die Erforschung des assyrischen Reiches, speziell der Herrschaft der Könige Sanherib und Assurbanipal. Deren Paläste und Tempel werden präzise vorgestellt, mit Grundrissen und den wandfüllenden Selbstdarstellungen der Regenten und ihrer Taten. Das verbreitet selbst beim Nur-Lesen archäologische Spannung. Ein Leckerbissen für Fans des Alten Orients.

Die können in der Geschichte der Kunst im Alten Orient großräumiger reisen, denn in diesem Band werden die „Großreiche der Assyrer, Neubabylonier und Achämeniden“ (Untertitel) besucht. Damit steht ein nur selten vorgestellter Bereich des Vorderen Orients – nämlich der westliche Iran – für den Leser offen. Und es geht nicht nur um Kunstgeschichte, denn jede künstlerische Äußerung war zu jener Zeit staatliche Propaganda und Geschichts-schreibung. Dieses Miteinander und seine Entwicklung in den einzelnen Reichen werden anschaulich in Foto und Zeichnung dargestellt, die Bildlegenden sind oft eine weiterführende Informationseinheit für sich. Der Text macht es dem Leser allerdings an manchen Stellen schwer. Das oft konventionelle Bildmaterial bekommt durch die Mischung einen neuen Reiz und Wert. Ein Buch für fortgeschrittene Orientreisende.

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Der Buchtourist zieht weiter gen Westen und bewundert in Syrien eine weitere „Wiege der Kultur“ (Untertitel). Auf den ersten Blick verblüfft die Struktur dieses Buches, doch auf den zweiten entpuppt sie sich als sinnstiftend: Die einzelnen Themen – Gesellschaft, Wirtschaft, geistiges Leben – werden jeweils von der archäologisch faßbaren Vorgeschichte bis zum Beginn der islamischen Zeit betrachtet, bei den reichhaltigen Bildern sogar bis ins Heute. Hat man die Verwirrung abgeschüttelt, ergibt sich eine neue, anregende Sichtweise: Der Buchreisende erlebt Kontinuität und Entwicklung in einer geschichtssatten Region über die Jahrtausende. Da blättert man gern vor und zurück und beginnt selbst zu vergleichen – ein außerordentliches Lesevergnügen, das auch dem Real-Reisenden in dieses Land hilfreich sein kann. Schöne Bilder von schönen Dingen mit zum Teil erfreulich ausführlichen Bildlegenden befriedigen Auge und Neugier. Eingestreute einseitige Kästen beleuchten Einzelprobleme oder aktuelle Ausgrabungen. Das Schlußkapitel erinnert an „Das Vermächtnis des Islam an den Westen“. Zu Recht: Die Kulturleistungen des Islam für Europa werden allzuoft beiseite geschoben. Tilman Lennssen-Erz, Marie-Theres Erz BRANDBERG – DER BILDERBERG NAMIBIAS Thorbecke, 2000 DM 79,–

Hervé Beaumont, Suzanne Held PERSIEN Hirmer, 2000 DM 148,–

Paolo Matthiae NINIVE Hirmer, 1999 DM 128,–

Paolo Matthiae GESCHICHTE DER KUNST IM ALTEN ORIENT Theiss, 1999 DM 148,–

Michel Fortin SYRIEN von Zabern, 2000 DM 98,–

Michael Zick

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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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