Angeborene Fehlbildungen, Gelenkverschleiß oder schlecht verheilte Brüche im Hüftbereich bereiten oft derartige Schmerzen, dass als einzige Möglichkeit die Implantation eines künstlichen Hüftgelenks bleibt. Danach können die Patienten zwar wieder weitgehend schmerzfrei laufen, viele von ihnen hinken jedoch mehr oder weniger stark. Der Grund: Bei herkömmlichen künstlichen Hüftgelenken wird nur die Verankerung im Oberschenkelschaft individuell angepasst, der Gelenkkopf ist jedoch standardisiert. Dies führt bei manchen Patienten nach der Implantation zu etwas unterschiedlichen Beinlängen. Jetzt ist am Universitätsklinikum Bonn einer 30-jährigen Patientin erstmals in Deutschland eine neuartige Prothese eingesetzt worden, bei der auch der Gelenkkopf extra angefertigt wurde. Das Modell wurde an der norwegischen Universität Trondheim entwickelt und kam in Norwegen schon rund 250-mal erfolgreich zum Einsatz. Mit dem neuen Hüftgelenk können Beinlänge, Drehung, Schenkelhalswinkel und Seitverschiebung des Oberschenkels korrigiert werden. Dadurch wird ein weitgehend normaler Gang ohne Hinken ermöglicht. Als Vorlage für den individuellen Gelenkkopf dient die zweite Hüfte. Falls diese ebenfalls beeinträchtigt ist, werden die Daten gesunder Vergleichspersonen hinzugezogen. Gesteuert durch ein spezielles Computerprogramm wird die Prothese dann aus einem Metallblock herausgefräst. Die Herstellung dauert vier bis sechs Wochen. Die Krankenkassen übernehmen allerdings die Mehrkosten bisher nicht.
Hans Groth