Schon das Alte Testament erwähnt die Krankheit. „Zara-ath” heißt dort der weißliche Ausschlag, der die Haut fleckenförmig oder gar „von dem Haupt bis auf die Füße” bedeckt. 1800 gab der englische Arzt Robert Willan dem Leiden seinen medizinischen Namen: Psoriasis – Schuppenflechte. In den westlichen Industrienationen plagen sich über zwei Prozent der Menschen mit den entzündlichen Hautveränderungen herum. In Deutschland sind es schätzungsweise zwei bis drei Millionen, jeder Fünfte ein schwerer Fall. Die Schuppenflechte ist zwar nicht anstekkend, doch für die Erkrankten ein Martyrium. Alle Versuche, den lästigen, manchmal entstellenden Hautschuppungen beizukommen, waren bislang erfolglos. Die Psoriasis galt als unheilbar, sie ließ sich allenfalls zeitweise unterdrücken. „Die bekannten Kuren am Toten Meer habe ich als eine Art Rettungsanker immer im Hinterkopf – wenn alles nichts nützt”, sagt eine Patientin. Aber auch die ausgedehnten Bäder im Salzsee bringen nur vorübergehende Linderung. Doch jetzt haben Wissenschaftler vom Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) endlich einen Weg gefunden, das Übel zu beseitigen: mit elektrischem Strom. Dazu entwickelten die Mediziner kleine Elektromatten, mit denen die Psoriasis-Plaques für die Behandlung komplett abgedeckt werden. Hände oder Füße werden in Wasserbäder gesteckt. „Die Behandlung ist nicht nur einfach”, sagt Hermann Dertinger vom FZK, „sondern auch ohne Nebenwirkungen.” Neben Nerven- und Muskelzellen stimulieren die pulsierenden Wechselströme auch die sogenannten nichterregbaren Zellen des Körpers, zu denen die Hautzellen gehören. Der Strom tritt in Wechselwirkung mit deren Oberflächenstruktur und reguliert Signalprozesse und Zellfunktionen. Dabei wird das rapide Teilungstempo der Tochterzellen, zehnmal schneller als sonst, dauerhaft auf Normalmaß gebremst. Bei einer klinischen Studie an der Hautklinik Mannheim wurde die neue Elektrotherapie an zwölf Patienten getestet. Sie litten an Psoriasis palmaris, einer besonderen Form der Krankheit, die an den Händen auftritt und auf herkömmliche Mittel kaum anspricht. Drei Monate lang setzten die Ärzte die befallenen Hautregionen zweimal täglich für einige Minuten unter Strom. „Während der Anwendung spüren die Patienten nur ein schwaches Kribbeln auf der Haut”, sagt Biophysiker Dertinger. Bei elf der Probanden heilte der Befall aus oder reduzierte sich deutlich. Die neue Behandlungsform hat gerade erst ihren klinischen Testlauf absolviert. Deshalb gibt es derzeit noch keine Zulassung durch die Krankenkassen.
Niko Deussen