Alles begann mit einem Scherz. Der amerikanische Physiker Alan Sokal reichte einen philosophischen Essay unter dem Titel „Die Grenzen überschreiten: Auf dem Weg zu einer transformativen Hermeneutik der Quantengravitation“ zur Veröffentlichung in der renommierten kulturwissenschaftlichen US-Fachzeitschrift „Social Text“ ein. Die publizierte ihn prompt – und Sokal gab alsbald bekannt, daß sein Essay lediglich aus einem parodistischen Geklingel unzusammenhängend angehäufter Fachwörter und allerhand Unsinn bestand. Kein Gutachter hatte es bemerkt! Im Gegenteil, der Aufsatz wurde sogar als wichtiger Beitrag zur postmodernen Philosophie gefeiert. Sokals Scherz war freilich für viele alles andere als lustig, und in der Folge gab es heftige Kontroversen, die sogar in die Feuilletons der wichtigsten Zeitungen reichten. Der Skandal bestand darin, daß in bestimmten intellektuellen Zirkeln – insbesondere in Frankreich und den USA – hemmungslos wissenschaftliche und mathematische Theorien und Begriffe mißbraucht wurden, ohne daß es auffiel, kritisiert oder verhindert wurde. Hinter der Debatte stecken freilich weitreichende wissenschaftstheoretische Fragen: Sind Aussagen mit Wahrheitsanspruch bloß ein soziales Konstrukt? Enthüllen die Naturwissenschaften Geheimnisse der Natur, oder verraten sie lediglich etwas über die Praxis und Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen? Ist alles relativ? Sokal und Jean Bricmont dokumentieren die pseudogelehrten Phrasen vieler Kollegen an genau analysierten Beispielen, lassen manchen bunten Heißluftballon platzen und argumentieren für einen rationalen Umgang mit wissenschaftlichen Aussagen, die sie gegen postmoderne Beliebigkeiten und zwielichtige Zweckentfremdungen engagiert verteidigen. Das Buch ist ein nützliches Gegengift. Rüdiger Vaas
Alan Sokal, Jean Bricmont ELEGANTER UNSINN Wie die Denker der Postmoderne die Wissenschaften mißbrauchen C. H. Beck München 1999 350 S., DM 39,80
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