Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Laser-TV: Leider Mattscheibe

Gesellschaft|Psychologie Technik|Digitales

Laser-TV: Leider Mattscheibe

JAHR UM JAHR verleiht der Bundespräsident den „Deutschen Zukunftspreis“: für Innovationen, die – so der aktuelle Amtsinhaber Horst Köhler – „nicht nur hohe wissenschaftliche Bedeutung haben, sondern auch anwendungs- und marktreif sind“. 1997 bekam der Ingenieur Christhard Deter vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog den erstmals vergebenen Zukunftspreis für „einprägsames Bild-Erleben mit Lasergroßbild-Projektion“ auf einen superflachen Bildschirm. Kino-Feeling – bald in jedem Wohnzimmer?

Deter hatte herausgefunden, wie man mit Hilfe von Laserstrahlen elektronische Videosignale in bewegte Bilder verwandeln kann, die gestochen scharf, fast beliebig groß und von hoher Farbintensität sind. Die Firma Schneider Technologies – ehemals Schneider Rundfunkwerke – in Türkheim engagierte Deter, um ein neuartiges Fernsehgerät zu entwickeln, das mit Laserlicht funktionieren sollte. Unter dem Schlagwort „Laser-TV“ geisterte der Fernseher der Zukunft Ende der neunziger Jahre durch die Medien. „Wir haben 1997 gedacht, dass wir in fünf bis sieben Jahren ein Produkt auf den Markt bringen könnten“, erinnert sich Deter. Doch bis heute sucht der Kunde in den Läden der Unterhaltungselektronik vergeblich danach.

„Wir kamen erstens nicht so schnell voran, wie wir gedacht hatten. Zweitens ist das Laser-TV, wie wir es damals konzipierten, viel zu teuer für ein Consumer-Produkt“, konstatiert Deter. Allein 70 Prozent der Kosten fallen auf den „ gepumpten RGB-Laser“. Die zentrale Komponente des Systems erzeugt rotes, blaues und grünes Licht, aus dem sich jede Farbstufe einschließlich Weiß komponieren lässt. Dieses Licht wird über – ebenfalls teure – Spiegel mit kompliziert geformten Oberflächen auf die Bildwand projiziert. Die rotieren rasant, um von links nach rechts und von oben nach unten die Lichtpunkte zu setzen, die unser Gehirn als komplettes Bild wahrnimmt. „Es hat schon enorme Entwicklungen gegeben. Seit 1997 haben wir die Auflösung, die Anzahl der Pixel und die Leistungsfähigkeit des Polygonspiegels um 50 Prozent verbessert“, beharrt Deter auf der Zukunftsträchtigkeit des Systems. Tatsächlich wird die Laser-Projektion inzwischen vermarktet – aber nicht von Schneider Technologies, sondern vom Thüringer Optoelektronik-Konzern Jenoptik, der die Technologie gekauft und weiterentwickelt hat. Und sie wird bislang keineswegs in Fernsehgeräten eingesetzt, sondern in Nischenanwendungen wie Projektoren für Planetarien – Gerätepreis: 130 000 Euro pro System – und Flugsimulatoren.

Deter, der inzwischen über seine Erfindung promoviert hat und nicht mehr als Entwickler, sondern als Berater tätig ist, hält indes unbeirrt an der Idee des Laser-Fernsehens fest. „Mehrere Firmen und Institute, unterstützt vom Bundesforschungsministerium und der Deutschen Forschungsgemeinschaft, arbeiten daran“, argumentiert er. Forscher der Technischen Universität Chemnitz zum Beispiel haben preiswertere Spiegel entwickelt: Die mit Metall bedampften Winzlinge aus Silizium sind nur drei mal drei Quadratmillimeter groß und nur ein Tausendstel so teuer wie ihre Vorgänger. Sie werden durch das Anlegen von Spannung bewegt und werfen so das Laserlicht auf die Bildwand. An neuen Lasern arbeitet das Regensburger Unternehmen Osram Opto Semiconductors. Im letzten Jahr stellte es den ersten optisch gepumpten Halbleiterlaser (OPS) vor, der sich zu einer günstigen Alternative zu den bislang benutzten Festkörper-Lasern entwickeln könnte – falls das Laser-TV insgesamt anwendungs- und marktreif wird.

Mit Marktreife belohnt wurden bereits die Gewinner des Deutschen Zukunftspreises 2003: Drei Forscher des Darmstädter Chemiekonzerns Merck bekamen ihn für die Entwicklung von Flüssigkristallen – die schon heute weltweit und millionenfach bewegte Bilder auf schicke, flache Bildschirme zaubern.

Anzeige

Karin Hollricher ■

Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

di|o|phan|tisch  〈Adj.; Math.; in der Fügung〉 ~e Gleichung G. mit mehreren Unbekannten, für die Lösungen mit ganzen Zahlen zu suchen sind [nach dem grch. Mathematiker Diophantos, … mehr

Bau|aus|schuss  〈m. 1u〉 Ausschuss, der für Planung u. Bau von (öffentlichen) Gebäuden zuständig ist

Ho|sen|rol|le  〈f. 19; Theat.〉 von einer Schauspielerin verkörperte Männerrolle

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige