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Streß vor der Geburt

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Streß vor der Geburt
Wenn eine Mutter während der Schwangerschaft gestreßt ist, verhält sich ihr Kind später oft aggressiv und lernt langsamer sprechen.

Ein Teil der Schwangeren lebte in Trennung von ihrem Partner, andere sorgten sich tagtäglich um ihre finanzielle Situation. Drei Jahre nach der Geburt der Kinder stellte der amerikanische Verhaltensforscher Prof. Pathik Wadhwa die Ergebnisse seiner Untersuchung vor: Streß in der Schwangerschaft führt zu Verhaltensproblemen beim Nachwuchs.

Wadhwa und sein Team hatten Schwangere, die an der University of Kentucky College of Medicine in Lexington betreut wurden, detailliert über ihre Lebensweise befragt. Später interviewten die Wissenschaftler jede Mutter noch dreimal: Jeweils, wenn das Kind drei Wochen, vier Monate und zwei bis drei Jahre alt wurde, ließen sie sich erneut die persönliche Situation der Mutter schildern. Gleichzeitig erkundigten sie sich nach den Verhaltensweisen, insbesondere den Ängsten der Kinder und maßen die Konzentration eines Hormons im kindlichen Blut, das bei Streß ausgeschüttet wird: Cortisol. Dabei zeigte sich, daß sozialer Streß der Mutter vor der Geburt des Kindes zu einem hohen Cortisol-Pegel beim Kleinkind führte. Häufig kam es zu Verhaltensstörungen: Einjährige gerieten in Panik, wenn sie kurzzeitig alleingelassen wurden und ließen sich danach selbst von ihrer Mutter nicht beruhigen. Dreijährige spra-chen ungewöhnlich schlecht und waren gegenüber anderen Kindern aggressiv.

„Tatsächlich gibt es inzwischen viele Hinweise darauf, daß Streß in der Schwangerschaft Auswirkungen auf das spätere Verhalten der Kinder hat“, bestätigt Prof. Gottfried Spangler. Der Entwicklungspsychologe von der Universität Gießen hält Wadhwas Ergebnisse für plausibel, denn die mütterlichen Streßhormone könnten das natürliche Schutzschild des ungeborenen Kindes, die Plazentaschranke, problemlos passieren.

Auch Tierversuche deuten darauf hin, daß mütterlicher Streß vor der Geburt das spätere Verhalten des Nachwuchses bestimmen kann. Die Neurobiologin Dr. Sylvia Kaiser von der Universität Münster änderte alle drei Tage die Zusammensetzung einer Meerschweinchen-Gruppe, in der trächtige Tiere lebten. Mal kamen neue Männchen hinzu, mal wechselte ein Teil der Weibchen den Käfig.

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Später beobachtete die Forscherin den Nachwuchs: Viele weibliche Tiere zeigten ein typisch männliches Werbeverhalten, indem sie andere Weibchen umtänzelten. Die männlichen Jungtiere blieben dagegen oft länger als üblich infantil. Die Messung der Hormone Cortisol und Testosteron sowie des Enzyms Tyrosinhydroxilase ergab, daß bei männlichen und weiblichen Nachkommen das sympathische Nervensystem sehr aktiv war. „Die Untersuchung zeigt, daß die vorgeburtliche Umwelt einen großen Einfluß auf das spätere Verhalten hat“, schloß Kaiser. Doch während bei Tieren solche Verhaltensänderungen festgeschrieben sind, könne der Mensch durch Erziehung und Fürsorge für Ausgleich sorgen, hofft die Biologin.

Vlad Georgescu

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