Schon in seinem Debütroman „Die Fliegenfalle“ erzählte der schwedische Schriftsteller, Biologe und Geologe Fredrik Sjöberg vom Glück der Versenkung in skurrile Sammelleidenschaften. Auch sein neues Buch „Der Rosinenkönig“ bezaubert mit poetischen Berichten über die „bedingungslose Hingabe an seltsame Passionen“ . Über Jahre hinweg hat Sjöberg Spuren und literarische Überbleibsel des vom Rest der Welt längst vergessenen Universalgenies Gustav Eisen gesammelt. Was für den Autor die geliebten Schwebfliegen sind, waren für den aus Schweden stammenden, aber vor allem in den USA forschenden Eisen Regenwürmer, Glasperlen – und eben Rosinen.
Sjöberg hat ein hinreißendes Porträt über den bizarren Außenseiter geschrieben. „Kein halbwegs vernünftiger Mensch interessiert sich für Fliegen“, kommentierte der Autor einmal selbstironisch seine Leidenschaft für die Insekten. Kein halbwegs vernünftiger Mensch interessiert sich für einen Sonderling, der im 19. Jahrhundert Standardwerke verfasste über Rosinenzucht, Glasperlen und einen Kelch, den er für den Heiligen Gral hielt – es sei denn, Sjöberg erzählt von ihm.
Auch die Schwebfliegen kommen – wie könnte es anders sein – nicht zu kurz, wenn Sjöberg in teils bizarren erzählerischen Kapriolen in die eigene Jugend springt und von seinem Glücksgefühl berichtet, als er tagelang neben einem Fichtenbaumstumpf saß, um „eine unansehnliche Brachyopa testacea anzusaugen“. Nadine Eckert
Fredrik Sjöberg DER ROSINENKÖNIG Galiani, Berlin 2011 236 S., € 18,95 ISBN 978–3–8697–1033–4