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Nachgehackt: Hürde auf der letzten Meile

Allgemein

Nachgehackt: Hürde auf der letzten Meile

„Täglich drei Wurfsendungen mit Schnäppchen- Angeboten, prall gefüllte Kommunikationspakete für ein paar Pfennige oder gar kostenloses Dauergeplauder im Ortsnetz“: So beschrieb Bosco Novak, bei Ericsson Deutschland für neue Netzbetreiber zuständig, im Herbst 1997 die Kommunikationszukunft der Deutschen nach dem Fall des Telekom-Monopols. Zwar fielen die Tarife für Fern- und Auslandsgespräche schnell um bis zu 90 Prozent. Doch auch im Jahr fünf nach der Liberalisierung des deutschen Telekommunikationsmarktes befindet sich die „letzte Meile“ – die Strecke von der örtlichen Vermittlungsstelle bis zum Haushalt des Telefonkunden – weitgehend in den Händen des rosa Riesen vom Rhein. Ein Ortsgespräch ist heute noch fast so teuer wie zu Monopolzeiten. Dabei fehlte es nicht an Alternativen. Weltweit wurden Ende 1997 nicht weniger als 44 unterschiedliche Funktechnologien erprobt, um die ehemals amtlichen Kabelstränge zu ersetzen. Die Düsseldorfer Thyssen Telecom AG und andere erprobten, ob Schnurlos-Telefone nach der so genannten DECT-Norm die letzte Meile überbrücken konnten (bild der wissenschaft 8/1996, „Jetzt hat’s gefunkt“). Horrende Infrastrukturkosten bis 1500 Euro pro Anschluss ließen die Euphorie schnell schwinden. Kaum anders erging es dem Funkstandard CDMA, der wohl schon damals als Technologie für die künftige Mobilfunkgeneration UMTS geplant war. Apropos Mobilfunk: Per Handy versucht der Münchner Netzbetreiber Viag Interkom bis heute das De-Facto-Ortsnetzmonopol der Telekom zu knacken. Beim Tarifkonzept „Genion homezone“ dürfen sich Viag-Kunden zu Hause über günstige Gebühren freuen. Im Gegenzug, so das Kalkül, wäre ja der Festnetzanschluss mitsamt Grundgebühr verzichtbar. Doch die Verbraucher spielen nicht mit. Um wenigstens Geschäftsleute ohne Telekom-Mietleitungen als Kunden zu gewinnen, stand bis zuletzt Richtfunk hoch im Kurs. So stieß eine erneute Versteigerung von Frequenzen durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post noch im August 1999 auf reges Interesse bei den Unternehmen. Ende 2001 kam die Wende: Reihenweise zogen sich Richtfunkanbieter aus dem Markt zurück. Jüngstes Beispiel: ArcTel GmbH, die Richtfunk-Tochter von Arcor. Die Frankfurter hatten nach eigenen Angaben nur einige Dutzend Kunden gefunden. Bleibt die Hoffnung auf totale Alternativen zur guten alten Telekomleitung. In der Theorie faszinierend, aber in der Praxis mit Problemen gespickt ist die Idee, Stromleitungen als Informations-Pipelines bis in die bundesdeutschen Wohnzimmer zu nutzen. Bereits zur Computermesse CeBIT im vergangenen Jahr präsentierte beispielsweise RWE PowerNet das Telefonvergnügen aus der Steckdose. Bis Mitte August 2001 waren allerdings gerade einmal 555 Kunden unter Vertrag genommen. So bleibt den rund hundert Mitbewerbern der Deutschen Telekom nur, weiterhin Leitungen des Ex-Monopolisten zu mieten und geduldig auf die Freischaltung zu warten. „Der Deutschen Telekom ist es gelungen, die Entwicklung des Wettbewerbs weitgehend auszubremsen“, wetterte Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten: Die Telekom habe Entscheidungen der Regulierungsbehörde nicht umgesetzt oder verzögert oder gerichtlich angefochten. Ein neuer Anlauf, mehr Wettbewerb im Ortsnetz zu schaffen, kommt jetzt von der Europäischen Gemeinschaft. Dort mahnt man mehr freien Wettbewerb an. Dazu wäre freilich eine Änderung des Telekommunikationsgesetzes nötig. Und so ist jetzt wieder einmal die Politik am Zuge.

Peter Frey

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