Um die ärztliche Behandlung auf dem neuesten Stand der Forschung zu halten, geben Ärztegesellschaften stets aktualisierte Therapie-Leitlinien heraus. Doch mit der Kenntnis dieser Empfehlungen ist es bei vielen Ärzten offensichtlich nicht zum Besten bestellt. Eine Arbeitsgruppe der Universität Köln hat über 25000 deutschen niedergelassenen Ärzten zehn Multiple-Choice-Fragen zur Behandlung von Bluthochdruck – der Volkskrankheit Nummer 1 – vorgelegt. Fünf richtige Antworten galten als Hinweis auf eine akzeptable Kenntnis der gültigen Leitlinien. Diese Hürde nahmen nur 25 Prozent aller Befragten. Von den Herzspezialisten bestanden 37 Prozent den Test. Bei den Allgemeinmedizinern waren nur 18 Prozent auf dem neuesten Wissensstand. Während ein Drittel der Ärzte, die erst seit zwei Jahren in einer Praxis arbeiten, die Leitlinien kannte, war es nur noch ein Fünftel der Ärzte, die länger als 20 Jahre praktizierten. Für den Studienleiter Prof. Hans Höpp liegen die Ursachen nicht allein bei den oft überlasteten Ärzten, sondern die Ergebnisse seien eine Bankrotterklärung für die bisherigen Strategien, die Leitlinien bekannt zu machen.
Thomas Wilke