Als wir in der bdw-Ausgabe vom April unsere Leser fragten , welche Erfindungen sie sich wünschen, schlug Günter Uebel aus Kirschweiler vor, das Kohlendioxid nicht nur als Schadstoff zu betrachten, sondern auch als Rohstoff. Man könne zum Beispiel dem CO 2-Molekül das C-Atom entreißen und es ein zweites Mal verbrennen, um Energie zu gewinnen. „Tatsächlich gibt es weltweit intensive Forschungsanstrengungen auf diesem Gebiet, die teils auch schon in industrielle Anwendungen münden“, antwortet darauf Walter Leitner, der an der RWTH Aachen einen Lehrstuhl für Technische Chemie und Petrolchemie innehat.
Leitner sieht auch weitere Möglichkeiten, Kohlendioxid zu nutzen. Man kann es zum Beispiel als Ganzes in die Molekülketten von Kunststoffen einbauen, um fossile Rohstoffe zu sparen, sagt er. Als Beispiel nennt er die Firma Covestro, die in Dormagen gerade eine erste Anlage mit einer Jahreskapazität von 5000 Tonnen Produkt pro Jahr für ein solches Verfahren in Betrieb genommen hat. „Viele chemische Produkte bis hin zu alternativen Treibstoffen lassen sich aus der Kombination von Kohlendioxid und Wasserstoff (H 2) gewinnen“, sagt Leitner.
Speicher für überschüssigen Strom
Wenn Solarzellen und Windräder bei passendem Wetter mehr Strom produzieren, als benötigt wird, kann die überschüssige Energie genutzt werden, um aus Kohlendioxid und Wasserstoff Brenngase oder flüssigen Treibstoff herzustellen. In dieser Form lässt sich die Energie besser speichern, bis sie in Zeiten des Strommangels wieder freigesetzt wird. Diese Verfahren werden als „Power-to-X“ bezeichnet, wobei das X durch Gas oder flüssigen Treibstoff ersetzt werden kann. „Gemeinsam ist diesen Verfahren die fundamentale Herausforderung in der Katalysator-Forschung“, sagt Leitner, „maßgeschneiderte Vermittler zu entwickeln, die das reaktionsträge CO 2 mit dem hochreaktiven H 2 verbinden.“
Einen Überblick zu den Erfolg versprechenden (und auch zu den riskanten) Optionen im Klimaschutz geben wir in der neuen Ausgabe von „bild der wissenschaft“.