Die Autoren des Buchs Amazonen, herausgegeben vom Museum Speyer, konzentrieren sich auf den kriegerischen Aspekt der legendären Frauenfiguren, ziehen das Thema jedoch bis zur Gegenwart. Der Band, der zur Amazonen-Ausstellung in Speyer erschienen ist, bietet profunde Texte mit exzellentem Bildmaterial. Er erzählt die diversen Amazonen-Mythen, deren historischen Kern die Funde von Kriegerinnen-Gräbern in Zentralasien bis Mitteleuropa belegen. Ausführlich wird das Leben der Frauen bei den skythisch-asiatischen Steppennomaden geschildert, wo die Frauenkrieger vermutlich ihren Ursprung haben.
Der Mythos wirkt bis in die Neuzeit: Die Amazonen tauchen in mittelalterlichen Weltkarten auf, selbstverständlich immer am Rande der zivilisierten Welt. Adlige Französinnen stellten sich im 17. und 18. Jahrhundert gern als Amazonen dar, und natürlich kam die Französische Revolution nicht ohne Amazonen aus. Aktuell sind sie bis heute: Das Pop-Idol Lara Croft, alias Angelina Jolie, ist die moderne Parade-Amazone mit allen Attributen, die schon in der Antike dazugehörten: schön, aktiv, ungebändigt, selbstbestimmt.
Michael Zick