Viele seiner Erkenntnisse gelten heute als selbstverständlich, etwa dass eine liebevolles Verhältnis zwischen Eltern und Kindern psychischen Schieflagen vorbeugt. Neurobiologen haben inzwischen nachgewiesen, dass frühkindliche Bindungen die Hirnentwicklung und auch das spätere Verhalten stark beeinflussen. Mitte des 20. Jahrhunderts aber wurde dieser Gedanke als Provokation empfunden. Noch in den 1970er-Jahren erlaubte nur die Hälfte der amerikanischen Kliniken den Eltern, ihre frühgeborenen Babys zu berühren. Dabei hatte Harlow mit seinen Experimenten nachgewiesen, dass gerade Berührungen für die psychische Entwicklung von Primaten unerlässlich sind. Deborah Blum, Pulitzer-Preisträgerin und Professorin für Wissenschaftsjournalismus an der University of Wisconsin in Madison, schreibt so engagiert, dass der Leser von der ersten Seite an gefesselt ist von der Person Harry Harlows, der Geschichte der Primatenforschung und dem Abenteuer Wissenschaft ganz allgemein.
Eva Tenzer