Der Wissenschaftsjournalist und Buchautor Jörg Zittlau geht hart ins Gericht mit den Doktoren der Geschichte. In seinem neuen Buch führt er auf seine bekannt amüsante und spritzige Weise durch eine kleine Weltgeschichte des Ärztepfuschs. Matt und elend lag er da, der Buchtitel ist Programm, denn viele berühmte Kranke mussten sich nicht nur mit hartnäckigen und seinerzeit rätselhaften Leiden herumplagen, sondern auch mit dilettierenden Ärzten.
Manche ärztlichen Fehler könnte man nachsehen, meint Zittlau, weil sie erst der medizinische Fortschritt als solche entlarvt hat. Kriminell wird es, wenn Ideologien und Karrieredenken ins Spiel kommen. So wurde die berühmte argentinische Präsidentengattin Evita Perón von ihrem Arzt kurzerhand betäubt und ohne ihr Wissen am Unterleib operiert, um sie kurz vor den Präsidentschaftswahlen der Politik zu erhalten.
Es sind haarsträubende Geschichten, die Zittlau in seinem leider allzu schnell durchgelesenen Büchlein kurzweilig erzählt. Mancher Leser wird am Schluss ähnlich denken wie Friedrich Nietzsche, dem ein Arzt fälschlicherweise eine Syphilis angedichtet hatte: Man muss für seinen Arzt geboren sein, sonst geht man an seinem Arzt zugrunde.
Nadine Eckert