War der Mars also einst nass oder staubtrocken? Finden sich irgendwo im Boden versteinerte Mikroorganismen? Die Wissenschaftler kartieren die Oberfläche, sammeln Daten über die Mineralogie, schnuppern in der dünnen Luft der Kohlendioxid-Atmosphäre. Sie präsentieren heute Indizien, dass Wasser den Mars hat rosten lassen und dem Gestein seine charakteristische rötliche Färbung verlieh und behaupten morgen, der Zusammenstoß von Sandpartikeln reiche aus, um Magnetit in roten Hämatit zu verwandeln.
Wer sich mit dem Mars beschäftigt, verliert leicht den Überblick. Ulf von Rauchhaupt, früher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik und heute Redakteur bei der FAZ, bringt Klarheit: Er ordnet die Indizien, wertet die Fakten und entwirft ein Mosaik der Marsforschung, das den Kenntnisstand gut verständlich zusammenfasst. Als Expeditionsführer durch den neunten Kontinent nimmt er den Leser mit zu den Brennpunkten, erzählt aus der Geschichte, schildert die Landschaften, beschreibt die Flotte der Roboterspäher und lotet das Für und Wider von Leben aus.
Die Szenarien einer menschlichen Besiedlung des Roten Planeten oder einer künstlichen Umwandlung seines Klimas (Terraforming) entwirft Rauchhaupt für jene Leser, die in einem Buch über den Mars auch ein wenig mit Science-Fiction unterhalten werden wollen. Der Autor selbst bezeichnet solche Pläne als romantische Sehnsucht. Aber er glaubt selbst fest daran, dass der Mensch eines Tages seine Stiefel in den Mars-Sand setzen wird.
Helmut Hornung