Anhand bunter Beispiele erläutert der Archäologe und Wissenschaftsautor Dirk Husemann den Schulterschluss zwischen Genetik und Archäologie. Manche Ergebnisse lassen schmunzeln: So bezeugen Besonderheiten in der DNA von Filzläusen, die sich bevorzugt im Schambereich tummeln, dass die frühen Menschen vor über drei Millionen Jahren auf Tuchfühlung mit den Urahnen der Gorillas gingen. Und eine vergleichende Erbgutanalyse belegt, dass die Pharaonen Inzucht trieben: Amosis I. hatte im 16. Jahrhundert v.Chr. offenbar intime Kontakte gleich zu zwei seiner Schwestern. Amüsant ist auch die Vorstellung, dass ein Jungsteinzeit-Kerl dank einer Genmutation die Mädels mit seinen blauen Augen betörte, während die braunäugige Konkurrenz das Nachsehen hatte.
Doch die genetische Geschichtsschreibung hat weit mehr als Schmankerln zu bieten. Sie zeichnet die Evolution des Menschen nach (und attestiert der afrikanischen DNA, die älteste der Welt zu sein), outet den Neandertaler als Globetrotter (Untersuchungen an Knochen, die davor dem Homo sapiens zugeordnet wurden, belegen, dass der Neandertaler bis nach Sibirien kam) und hilft bei der Identifizierung der rätselhaften Etrusker (auch genetische Indizien sprechen dafür, dass deren Heimat im Vorderen Orient lag). Bemerkenswert: Beim Ritt durch Zeiten und Länder und beim Sprung zwischen den Disziplinen verliert man nie den Faden. Dieses Buch zu lesen, ist wirklich das reinste Vergnügen.
Bettina Gartner