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Dodos in der Mauser

Erde|Umwelt

Dodos in der Mauser
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Künstlerische Darstellung eines Dodo, der sich offenbar gerade in der Mauser befindet. (Credit: Julian Hume)
Er gilt als ein Paradebeispiel einer ausgerotteten Art und besitzt geradezu Promistatus – dennoch ist erstaunlich wenig über den Dodo bekannt. Doch dies hat sich nun gebessert: Durch Analyseergebnisse von Knochenresten haben Forscher Einblicke in sein Fortpflanzungsverhalten und Wachstum gewonnen und liefern damit eine Erklärung, warum Augenzeugen das Aussehen des tragikomischen Vogels so unterschiedlich beschrieben haben. Der Dodo sah demnach je nach Jahreszeit anders aus: mal dick, mal dünn und mal mit Federschmuck, mal ohne.

Auf jeden Fall ist klar: Der Dodo war ein wahrhaft komischer Vogel. Seine Vorfahren, die zur Gruppe der Tauben gehörten, mutierten auf der entlegenen Insel Mauritius zu seltsamen flugunfähigen Wesen: Ein plumper, über 20 Kilogramm schwerer Körper, ein gebogener Schnabel und grotesk wirkende Mini-Flügel zeichneten den Dodo aus. In seiner isolierten Inselheimat musste der Früchte fressende Vogel allerdings auch nicht flink und leistungsstark sein – auf Mauritius hatte er zunächst keine Fressfeinde zu fürchten. Doch dies änderte sich mit der Ankunft der Portugiesen im Jahr 1505. Für sie waren die scheinbar dumm-zutraulichen Vögel einfache Beute. Die Dodos endeten allerdings nicht nur als Braten – den Rest gaben ihnen die eingeschleppten Ratten und Schweine, die sich über ihre Nester hermachten.

Tragisches Ende auf Mauritius

Im Jahr 1690 berichtete schließlich der Engländer Benjamin Harry zum letzten Mal von einem Dodo auf Mauritius. Posthum machte der komische Vogel dann allerdings Karriere: Er wurde zum Wappenvogel der Insel Mauritius und erlangte vor allem durch seine Auftritte im Kinderbuch Alice im Wunderland (1865) und in dem Animationsfilm Ice Age Bekanntheit. Doch das tatsächliche Wissen über den ausgestorbenen Feder-Promi ist dürftig: In den historischen Berichten stecken nur wenige beziehungsweise sogar widersprüchliche Informationen über das Aussehen und die Lebensweise des Dodo.

Seiner Erforschung hat sich nun ein Team um Delphine Angst von der University of Cape Town gewidmet. Für ihre Studie untersuchten sie die Mikrostruktur von 22 fossilen Knochen von 22 Dodos, die von verschiedenen Teilen der Insel Mauritius stammten. Es handelte sich den Forschern zufolge um die Überreste von Individuen in verschiedenen Entwicklungsstadien – vom Jungtier bis zum erwachsenen Vogel. Anhand von Analyseergebnissen der Wachstumsschichten der Knochen konnten die Forscher Rückschlüsse auf das Alter, Wachstumsraten und Entwicklungsstadien ziehen. Diese Ergebnisse rundeten sie dann mit Informationen über heutige Vögel auf Mauritius und den historischen Beschreibungen der Dodos ab.

Mauser und Hungerzeiten prägten das Dodo-Leben

Wie die Forscher berichten,wuchsen die Küken der Dodos offenbar sehr schnell heran, geht aus den Kochenstrukturen hervor. Der Grund dafür war wohl klimatisch: Die Jungtiere mussten zügig eine robuste Größe erreichen, um den harten und nahrungsarmen Bedingungen der stürmischen Zyklonzeit in der Region von November bis März standzuhalten, erklären die Forscher. Die jahreszeitlichen Schwankungen im Angebot von Früchten führten wahrscheinlich bei den erwachsenen Tieren zu starken Gewichtsschwankungen. Dies erklärt, warum die historischen Berichte über die Ausmaße des Dodo stark auseinandergehen.

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Etwas Ähnliches gilt für das Federkleid der Vögel: Der Dodo wurde mal mit drei oder vier schwarzen Federn an den kleinen Flügeln beschrieben und einem Schwanz mit vier oder fünf gekräuselten Federn in grauer Farbe. Einige andere Augenzeugen berichten hingegen von einem schlichten Daunenkleid oder sogar gar nur von einem schwarzen Körper ohne Federn. Den Forschern zufolge ist diese Diskrepanz auf die Mauser beim Dodo zurückzuführen. Sie fanden in den Knochenstrukturen die Signatur von wiederkehrenden Phasen einer verstärkten Kalziumaufnahme, die für den Federwechsel typisch sind. Die Dodo-Mauser begann demnach im März und endete im Juli, damit die Vögel rechtzeitig für die Fortpflanzungszeit im August wieder elegant aussahen.

„Unsere Studienergebnisse ermöglichen nun erstmals spezielle Einblicke in das Leben dieses charismatischen Vogels“, resümieren Delphine Angst und ihre Kollegen.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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