Tatsache ist: Es gibt nur wenige solche Oasen, wo sich die Natur ungestört entwickeln kann. Eine davon ist die sogenannte Demilitarisierte Zone zwischen Nord- und Südkorea, ein 240 Kilometer langer und 4 Kilometer breiter Streifen. Dort hat sich seit 1953 wegen der vielen Minen kein Mensch mehr hingetraut. Wo früher Reis angebaut wurde, ist ein Vogelparadies entstanden, das viele seltene Arten beherbergt. In nur 50 Jahren hat die Natur zu ihrer alten Fülle zurückgefunden. Diese Erfahrung hat Weisman auch an anderen menschenleeren Orten gemacht, etwa im strahlenverseuchten Gürtel um den explodierten Tschernobyl-Reaktor oder in einem verlassenen Badeort im Grenzgebiet zwischen dem griechischen und türkischen Zypern.
Ähnlich rasch würde die Natur das Land überall zurückerobern, wenn der Mensch plötzlich verschwände. Selbst die Halbinsel Manhattan würde innerhalb weniger Jahrhunderte wieder so aussehen, als habe hier nie ein Wolkenkratzer gestanden. Schon nach wenigen Tagen wären die U-Bahn-Schächte mit Wasser vollgelaufen, und die aufsteigende Feuchtigkeit würde den Gebäuden rasch den Halt nehmen.
Jenseits von allen Zukunftsspekulationen macht das Buch vor allem eines klar: Es gibt kaum einen Quadratmeter Boden, den der Mensch nicht radikal umgekrempelt hat.
Klaus Jacob