Cordelia Fine, kognitive Psychologin aus Australien, hat einen hellsichtigen und unterhaltsamen Streifzug durch die Wissenschaft vom Denken unternommen, gewürzt mit zahlreichen Fallbeispielen, Anekdoten, persönlichen Assoziationen und einer guten Prise Selbstironie. Die Mosaiksteinchen fügen sich zu einem wenig schmeichelhaften Menschenbild, das eher an einen populistischen Politiker erinnert, der skrupellos an seinem Image bastelt, als an einen neutralen und unparteiischen Wahrheitssucher.
Unser Gehirn, so das Fazit, ist nicht auf Selbsterkenntnis, sondern auf Selbsterhaltung angelegt. Fine stützt sich nur an wenigen Stellen auf die Ergebnisse der “harten” Hirnforschung, sondern schöpft vor allem aus dem Fundus der Kognitions- und Sozialpsychologie. Dabei gelingt es ihr glänzend, die Erkenntnisse aus den unzähligen Experimenten und Versuchsanordnungen herüberzubringen, ohne den Leser mit den schwierigen und komplexen Aspekten zu langweilen, die nur für die Forscher selbst interessant sind.
Rolf Degen