PHYSIK OHNE FORMELN

VIELE MENSCHEN SCHRECKT schon der bloße Anblick einer einfachen Gleichung. Sätze wie „Physik habe ich schon in der Schule nicht begriffen“ hört man daher immer wieder. Doch auch Formelmuffeln bleibt der Eintritt in das faszinierende Land der kleinsten Teilchen, der faszinierenden Kräfte und unglaublichen Wechselwirkungen nicht verwehrt. Das beweist Michael Munowitz, der sich nach Jahren der Forschung inzwischen dem Schreiben widmet.

Gekonnt reißt er in seinem neuen Buch die Mauern der Formeln ein, hinter der sich – für jedermann zugänglich – die bunte und teilweise skurrile Welt der Physik verbirgt: eine Welt der Gewissheit und des Zufalls, der Beständigkeit und des Wandels. Munowitz beschreibt die Materiebausteine bis hinunter zu den Quarks, erklärt die wirkenden Kräfte, schlägt gekonnt den Bogen von der klassischen Mechanik über die Relativitätstheorie bis hin zur Quantenmechanik und zur Teilchenphysik. Kurzum: Er zeigt, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Das gelingt ihm tatsächlich nur mit Hilfe gekonnter Sprachbilder und anschaulicher Diagramme. Dabei verfolgt Munowitz Denkansätze, die auch Naturwissenschaftler dazu bringen, die Physik von einer ganz ungewohnten Seite zu betrachten: Was wäre, wenn die Materie plötzlich ihre Fähigkeit zur Wechselwirkung verlieren würde? Und warum ist wahre Freiheit auch für ein Elektron schwer zu finden?

Ein weiterer Pluspunkt: Munowitz behandelt nicht nur solche brisanten Themen, sondern er erklärt auch die Grundlagen. Warum etwa plumpst ein Apfel zu Boden – der Mond dagegen nicht vom Himmel? Und wie war das noch gleich mit der Ladung und den magnetischen Feldern? Spannend ist, wie Munowitz das Verhalten der Teilchen mit dem menschlichen vergleicht. Tatsächlich versteht der Leser am Schluss nicht nur die Teilchen besser, sondern auch die Menschen.

Janine Drexler