Berühmt wurde der heute 83-jährige ehemalige MIT-Professor für Computerwissenschaft durch die Psychotherapeuten-Simulation Eliza und seine programmatische Schrift Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft (1976).
Seitdem sind eine Menge Bits durch die Leitungen geflossen, und um KI oder Robotik ist es ruhiger geworden. Bloß das inzwischen kolossal aufgeblähte Internet ist noch da und einer seiner schärfsten und brillantesten Kritiker. Für Weizenbaum ist das World Wide Web ein Informationsmüllhaufen. Aus seiner Meinung zu E-Mail, TV-Sozialisierung und ähnlichen zivilisatorischen Errungenschaften macht er kein Hehl.
Der US-Bürger, der 1936 mit seiner Familie in die USA emigrieren musste, lebt heute in Berlin. Die Journalistin Gunna Wendt hat im Verlauf von zehn Jahren viele Gespräche mit ihm geführt und in diesem Buch als Fragen und Antworten aufgezeichnet. Wenn die Fragen auch zum Teil etwas gespreizt wirken, so gestatten die Antworten Weizenbaums doch neue Einblicke in das Leben und Denken dieses einzigartigen Wissenschaftlers. Er sei kein Computerkritiker, sagt Weizenbaum über sich, sondern ein Gesellschaftskritiker. Gäbe es nur mehr Kritiker solchen Formats.
Hans Schmidt